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Fakten zur Aufführung 

LES CONTES D'HOFFMANN
(Jacques Offenbach)
14. Januar 2014
(Premiere am 31. Oktober 2011)

Bayerische Staatsoper München


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Wiederaufnahme mit Starbesetzung

Die Neuinszenierung dieser Oper in 2011 war geprägt vom bravourösen Auftritt Diana Damraus in den drei Rollen der Geliebten des Helden. Rolando Villazón spielte mit viel Herz den Mann von Welt, aber seine Stimme stieß an ihre Grenzen. Zurzeit läuft am Nationaltheater in München eine Wiederaufnahme dieser Inszenierung von Richard Jones, die ganz im Zeichen von Joseph Calleja als Titelheld steht. Der Malteser hat sich in den letzten Jahren zu einem lyrischen Startenor entwickelt. Mit unverkennbaren Timbre und tiefsitzenden Schmelz in der Stimme erobert er mit seiner sicheren und kraftvollen Stimme die Opernbühnen und die Gunst seiner weiblichen Zuhörer. Dabei wird ihm sein unbeholfenes, rustikal trockenes Spiel verziehen.

Auch in dieser bunten, schwungvollen Regiearbeit von Richard Jones, die vom Publikum mit viel Anerkennung aufgenommen wird, steht der Malteser wie ein Fels in der Brandung, seine Liebesspiele mit den Heldinnen werden mehr angedeutet als gelebt und im Zweikampf setzt er mitunter sein Kampfgewicht ein. Aber öffnet sich sein Mund und füllt seine Stimme den Raum, dann hat er schon gewonnen. Gelingt die Zick-Zack-Arie zu Beginn noch verhalten und verschluckt, wird sein Gesang immer strahlender und füllender bei der Eroberung seiner Heldinnen. Die jungen Sängerinnen legen viel Emotion und Ausdruck in ihr Spiel und lassen die Regiearbeit von Richard Jones erkennen. Märchenhaft wird die Traumdeutung umgesetzt. Naiv bunt erleben wir das Haus Spalanzanis. Viel Volk ist da versammelt. Rachele Gilmore ist die Puppe Olympia, die marionettenhaft mechanisch ihre Arie meistert. Sie treibt ihren Sopran in die luftige Höhe und fällt dann luftlos zusammen. Knackig wird geschraubt und munter geht es weiter. Laurent Naouri hat die Rolle der vier Widersacher Hoffmanns übernommen und zeigt dabei seine Verwandlungsfähigkeit und die Nuancen seines Baritons. Bebrillt zieht Hoffmann weiter, um die siechende Antonia im Hause Crespels in München zu beglücken. Düster getragen erscheint der Hausherr und sein Heim. Eri Nakamura verkörpert glaubhaft die dem Bösewicht Miracle Verfallene. Fehlerfrei aber verhalten gelingt ihre Arie, die Konzentration ist zu spüren. Brenda Rae geht lockerer an die Rolle der Guillietta heran und will die locker-lüsterne, für Männer verhängnisvolle Kurtisane überzeugend mimen. Das wirkt plump, und auch stimmlich braucht es mehr, verführerisch und aufreizend zu sein.

Gilt Jacques Offenbach als der Erfinder der Operette, ist dieses Werk eine fantastische Oper und als solche will sie Constantin Trinks verstanden wissen. Er setzt auf versteckte Dramatik, feilt an den Instrumentengruppen, gibt präzise seine Einsätze – auch an die Sänger. Eine Barcarole lässt er nicht im Kanal dahinfließen, sondern gibt ihr wie auch den verschiedenen Zwischenspielen Konturen. Das hilft auch Kate Lindsay als Nicklausse und Muse, die die umfangreiche Partie schwungvoll und unprätentiös umsetzt. Sie wirkt überzeugend in der Hosenrolle und passt gut zu dem Helden Hoffmann. Hervorzuheben ist auch die Leistung des Chores, der viel Stimmung in seinen unterschiedlichen Einsätzen erzeugt. Beschwingt applaudiert das Publikum und feiert Joseph Calleja, der in München bereits verschiedene Rollen erfolgreich übernommen hat.

Helmut Pitsch

Fotos: Wilfried Hösl