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Fakten zur Aufführung 

LA BOHÈME
(Giacomo Puccini)
17. Dezember 2013
(Premiere am 14. Juni 1969)

Bayerische Staatsoper


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Ewig beglückende Bohème

Seit 54 Jahren begeistern Regisseur Otto Schenk und Bühnenbildner Rudolf Heinrich das Publikum der Bayerischen Staatsoper mit dieser traditionellen Inszenierung von Puccinis La Bohème. Statt einen Interpretationskampf auszufechten, befinden wir uns im winterlichen Paris des 19. Jahrhunderts. Inszenierung und Bühnenbild folgen detailverliebt dem Libretto und reihen sich somit in die Klassiker der Bayerischen Staatsoper.

Es geht nicht um Märchen und Mythen, sondern Puccini verleiht dem Alltäglichen die große Tragik. Die jungen Künstler-Freunde Rodolfo, Marcello, Shaunard und Colline frieren in ihrer Bude; der eine erfolgreich, der andere nicht. Einer hat zufällig gerade Geld, die anderen können nicht mal ihre Miete bezahlen. Schenk lässt die Sänger albern, feiern, tanzen, und es ergibt sich ein charmantes Zusammenspiel der Freunde. Zu den alltäglichen Problem gehören natürlich und vor allem auch die Liebe und die damit verbundene Eifersucht, Treue, Sehnsucht und ein paar Missverständnisse. Während Mimi und Rodolfo sich unsterblich verlieben, sich aber aufgrund Mimis Krankheit trennen müssen, herrscht zwischen Marcello und Musetta ein ewiges Hin und Her, wobei Marcello sie insgeheim doch immer vergöttert.

Ana María Martínez als Mimi liebt und leidet mit einem weichen Sopran, der sowohl im Forte als auch Piano sehr schöne Momente hat. Dazu Rodolfo, gesungen von Stephen Costello, bei dem man ein ebenso weiches Timbre hört, gleichzeitig aber auch die Kraft der Stimme spürt, ohne dass es angestrengt klingt. Sein Freund Marcello, mit einer ansteckenden Leichtigkeit dargestellt von Massimo Cavalletti, läuft jedes Mal zu Höchstformen auf, wenn er mit seiner Musetta singt. Seine italienische Herkunft ist wie geschaffen für die Figur Marcellos, so dass er seine Stimme kraftvoll und mit besonderem Schwung einsetzt. Den italienischen Charme besitzt auch Andrea Borghini als Shaunard und singt mit Hingabe seine Trinkaufforderung im vierten Bild. Die Jungs bilden sowieso nicht nur spielerisch, sondern auch sängerisch eine harmonische Einheit. Der Bass Tareq Nazmi als Colline fällt durch besonderes Volumen in der Tiefe auf und hätte sich nicht klarer von seinem Mantel verabschieden können. Auf den in München bestens bekannten Christian Rieger als einwandfreien Benoit und Oliver Weidinger als Alcindoro ist ebenfalls Verlass. Das ganze wird vom Chor und Kinderchor der Bayerischen Staatsoper klangvoll abgerundet. Insgesamt hat man trotzdem den Eindruck, dass sich alle bei Mimis Erkältung angesteckt haben, die Stimmen also teilweise belegt sind und sie die Kraft für die wichtigen Arien aufheben. Ausgenommen und völlig überragend Anna Virovlansky als Musetta, die glasklar mit warmem Hintergrund das Publikum mit Quando m‘ en vo‘ einhüllt, auch sonst mit Höhen, Lautstärke und Intonation spielend umgeht und eindrucksvoll in ihrer Rolle aufgeht.

Bei dem Bayerischen Staatsorchester können sich glücklicherweise Halsschmerzen nicht bemerkbar machen. Souverän führt Dirigent Asher Fish, der diese Spielzeit mit sechs Dirigaten in der Staatsoper vertreten ist, durch den Abend und zeigt, dass er sein Handwerk beherrscht. Wenn schon kein rauschender Beifall vom Abonnementen-Publikum, so gibt es doch immerhin fünf Vorhänge.

Eugenia Winckler

Fotos: Wilfried Hösl