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Fakten zur Aufführung 

DIALOGUES DES CARMELITES
(Francis Poulenc)
27. Februar 2011 (Premiere)

Städtische Bühnen Münster


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Gemeinsam in den Tod

Am Ende bezeugt doch ihr Blut den Glauben und die Karmeliterinnen sterben auf dem Schafott der Französischen Revolution. Francis Poulenc erzählt in seinen Gesprächen der Karmeliterinnen aber weniger vom festgefügten, tiefen Glauben als viel mehr von Angst vor dem Tod, aber auch vor dem Leben, erzählt von Flucht und Selbstzweifeln und macht deutlich, wie alle widerstreitenden Gefühle zum Menschen dazugehören.
Und gerade diese Grundgedanken lässt Andreas Baesler in seiner Inszenierung wunderbar zur Geltung kommen, indem er Poulencs Oper genau zu dem macht, was sie sein will: eine Reihe von Szenen, die weniger Handlung befördern, dafür ein großes Maß an Reflexion. Baesler rüttelt nicht mit übertriebener Hektik an der Intensität dieser Debatten, sondern entfaltet ihre Wirkung, in dem er ganz unaufgeregt erzählt und sich auf das Miteinander Reden konzentriert. Da genügt es, wenn er sich von Kaspar Zwimpfer für das erste Bild ein Herrenhaus-Wohnzimmer, anschließend ein karges Kloster bauen lässt. Auch Caroline Dohmens unauffällige Kostüme ordnen sich diesem Zweck unter. Einziger Paukenschlag an Baeslers Arbeit ist der Schluss. Da rinnt unaufhaltsam das Blut der Nonnen an einer weißen Wand entlang, wenn sie, ein „Salve Regina“ anstimmend, nach und nach unter dem Fallbeil sterben und ganz am Ende Asche vom Himmel herabregnet - eine zutiefst eindrucksvolle Szene.
Einen mächtigen Verbündeten hat Baesler noch für sein wunderbar zurückgenommenes Regiekonzept: Das ist Poulencs ganz expressive, eindrückliche Musik, die gerade den rezitativischen Dialogen eine immense Vielfalt verleiht. Und mit Thorsten Schmid-Kapfenburg steht ein toller Sachwalter dieser Musik am Pult des Sinfonieorchesters Münster. Ihm und seiner Musikern gelingt es äußerst souverän, Poulencs Partitur mit Leben zu füllen: mal mit flächiger Farbigkeit , dann wieder ganz subtil verhangen. Vorzüglich auch die Intermezzi zwischen den einzelnen Bildern, die einmal mehr die Qualität des Orchesters unter Beweis stellen. Da klingt manch’ Staunenswertes aus dem Graben.
Die kleineren Herrenrollen sind prima besetzt. Toll auch das Ensemble der Karmeliterinnen: vor allem die Damen des Chors können zeigen, was solistisch und gemeinsam sie zu leisten im Stande sind.
Susanna Pütters ist eine weltoffene, mütterliche Priorin, Simona Maestrinis warmer Alt gibt der Mutter Jeanne Statur. Suzanne McLeod beglaubigt das Hadern und Zweifeln der alten Priorin auf dem Totenbett schauspielerisch wie sängerisch. Nicht ganz glücklich waren Henrike Jakob als unbekümmerte Schwester Constance und Judith Gennrich als Mutter Marie mit ihren Rollen. Da geriet der eine oder andere Ton etwas schrill. Das gilt auch für Claudia Grundmann. Ihre Blanche wirkte wenig rund und mädchenhaft, stattdessen oft zu laut und aggressiv.
Das Publikum folgte absolut konzentriert Poulencs nicht einfacher Oper und zeigt sich nach drei Stunden auf das Höchste begeistert, Standing Ovations inbegriffen.

Thomas Hilgemeier

 







 
Fotos: Michael Hörnschemeyer