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Fakten zur Aufführung 

IL TRITTICO
(Giacomo Puccini)
27. September 2013
(Premiere)

Slowenisches Nationaltheater Ljubljana


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Mit veristischer Schärfe und praller Komödiantik

Obwohl von höchst unterschiedlichem Charakter werden die drei Operneinakter immer wieder gern mit den Sätzen einer Symphonie verglichen. Il tabarro als leidenschaftliches, stürmisches Allegro, Suor Angelica als bleiches, schwermütiges Andante und Gianni Schicchi als Feuerwerk eines heiteren Finales. Gemeinsame Aufführungen der drei Opern von Giacomo Puccini, die unter dem Titel Il Trittico gemeinsam 1918 in New York uraufgeführt wurden, sind heute, vor allem im deutschsprachigen Raum, sehr selten geworden. Am häufigsten wird Gianni Schicchi kombiniert mit einem anderen Einakter gezeigt.

Umso erfreulicher ist, dass sich das Slowenische Nationaltheater Maribor, das Opernhaus von Marburg, entschloss, diese Rarität, die Eröffnungsproduktion der diesjährigen Saison, als Koproduktion mit der Opéra-Théatre Metz und dem Gran Théatre de Tours aufzuführen.

Als Glücksfall erweist sich dabei Regisseur Paul-Émile Fourny, dem bei seiner bildhaften und mitreißenden Inszenierung in einem modern-nüchternen, praktikablen Bühnenbild von Patrick Méeüs, einer Schräge mit einem Schiffsboden, die passenden Kostüme stammen von Giovanna Fiorentini, viel eingefallen ist: Mit veristischer Schärfe zeigt er das Elendsmilieu der Seine-Fischer in Il tabarro, bei dem der Ehebrecher zum Finale nicht erwürgt, sondern recht drastisch ertränkt wird, und das triste Klostermilieu bei Suor Angelica. Gerade hier zeichnet er die Figur der hartherzigen Zia Principessa, der Fürstin und Tante, der unerbittlichen Gegenspielerin von Suor Angelica, die von Guadalupe Barrentios bravourös gespielt und gesungen wird. Zuerst sieht man im Gegenlicht im Hintergrund nur einen, dann zwei Stöcke, dann die gesamte unheimliche, mit ihrem pelzigen Kleid wie ein Insekt aussehende Figur, die sich spinnenartig mit langsamen, eckigen und bedrohlichen Bewegungen der Titelheldin nähert, um ihr unheilvolle Nachrichten zu verkünden. Bei Gianni Schicchi lässt er so richtig „die Sau raus“: Da kann er mit praller, grotesker Komik, mit unzähligen Gags, die nur manchmal etwas zu outrierend wirken, reüssieren und dem den ganzen Abend begeisterten Publikum viele Lacher entlocken.

Hochstehend ist auch diesmal wieder das Niveau der Sänger: Allen voran singt Florian Laconi im „Mantel“ mit viel Schmelz und müheloser Höhe seines Tenors den Luigi. Naddia Vezzù singt eine ausdruckstarke Giorgetta, die ihre zerrissenen Gefühle zwischen ihm und Michele, der von Károly Szemerédy solide gesungen wird, der sich aber als pfiffiger Gianni Schicchi mit wohlgefärbtem Bariton wesentlich wohler zu fühlen scheint, packend zur Schau stellen kann. Fernanda Costa gerät mit etwas gleichförmigen und wenig unterschiedlichen Farben, aber intensiver Gestaltung der Angelica immer wieder an Grenzen ihres Soprans. Andreja Zakonjšek Krt ist eine zwar schöne, aber doch zu kleinstimmige Lauretta, die trotzdem mit ihrem Ohrwurm O mio babbino caro punktet. Der junge Martin Sušnik gefällt mit seinem wunderbar lyrischen, aber auch sehr kräftigen Tenor als Rinucccio. Auch in den kleineren Partien wird wohltuend gesungen. Der Chor des Hauses, dessen Einstudierung Zsuzsa Budavari Novak besorgt hat, weiß auch mit einer sehr ausgeglichenen Leistung zu punkten.

Am Pult des Orchesters der Marburger Oper steht Claudio Maria Micheli. Gemeinsam trifft man immer den richtigen Pulsschlag und Farbenreichtum Puccinis feinsinniger und genialer Musik. Im bestens disponierten Klangkörper erlebt man schattierungs- und stimmungsreiche Detailzeichnungen, aufregende Spannung und plappernde Vitalität.

Viel Applaus im Publikum.

Helmut Christian Mayer

Fotos: Tiberiu Marta