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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
8. Juli 2011 (Premiere)

Nationaltheater Mannheim


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Der Sinn ist die Musik

Diese Neuproduktion von Mozarts Singspiel Die Zauberflöte besticht durch ihre großartige musikalische Präsentation. Denn Dan Ettinger, der beim Publikum sehr beliebte GMD und bislang sicherlich kein Klangflüsterer, „zaubert“ hier mit dem Nationaltheater-Orchester. Natürlich auch mit Biss und Präzision, aber viel auffälliger sind weich und elegant ausbalancierte Tempi, sowie eine agogische Differenziertheit und ein wunderbar pulsierender Atem, der diesen Premierenabend musikalisch herausragen ließ. Von dieser überlegenen Mozart-Sicht des Dirigenten profitierte vor allem Cornelia Ptassek als Pamina, deren jugendlich-dramatische Sopranstimme sich in Mannheim schon bei Wagner bewährte, hier aber in attraktiver Ausstrahlung die in dieser Partie erwartbare lyrische Geschmeidigkeit deutlich erweiterte: Zu großer sängerischer Gestaltung, die einhergeht mit einer Frische der Erscheinung, die ideal zur Pamina passt.

Naturgemäß hat das renommierte Haus eine ausgezeichnete Sängerbesetzung parat. Maximilian Schmitt macht als Tamino nicht nur gute Figur, sondern legt einen überzeugenden sängerischen Auftritt hin, der für die Zukunft eine noch größere Karriere erhoffen lässt. Als Königin der Nacht überrascht Antje Bitterlich, denn sie setzt in dieser Partie mehr auf kristalline Schlankheit denn auf dramatische Intensität, und kommt damit sehr gut zu Recht. Lars Møller bringt als Papageno alles mit an Spielfreude und gelenkiger Stimmführung, derweil Rúni Brattaberg mit stabilen Bass-Tiefen einen nicht in Würde erstickenden Sarastro singt. Camille Butcher als goldige Papagena, Benedikt Nawrath mit hellem Spieltenor als Monostatos sowie die Priester, Geharnischten und Knaben (endlich einmal wirklich kleine Kerlchen) hatten alle ihren angemessenen Platz in dieser (fast) perfekten Besetzung.

Zu mäkeln wäre allenfalls an der Besetzung der drei Damen, denn Timbre, Aussprache und Zusammenklang von Ludmila Slepneva, Marie-Belle Sandis und Edna Prochnik wollten sich nicht zum schlüssigen Ensemble verbinden; der von Tilman Michael einstudierte Chor hingegen ließ nichts zu wünschen übrig.

Einige Fragezeichen allerdings sollten der Inszenierung von Joachim Schlömer im Bühnenbild von Jens Kilian mit den Kostümen von Dagmar Morell angeheftet werden. Schlömer zieht sich auf einen durchaus angenehm anzuschauenden Bilderbogen zurück, der vom Hänsel-und-Gretel-Märchenwald im Eröffnungsbild über imaginative Lichtwirkungen bis zu abstrahierenden Spiegelungen (der Sonne Strahl!) am Ende reicht. Dazwischen als Ort der Prüfungen ein reichlich misslungener Stahltreppen-Irrgarten, dessen hoher Materialaufwand sich im Irgendwo verliert. Denn sie wissen nicht so recht, was sie tun, diese Protagonisten, wenn sie geschäftig hin und her und herauf und herab hasten und dabei auch noch singen sollen. Das so genannte „Singspiel“ kommt nicht zu kurz, wenn Kostüme der Commedia dell’arte die Szene auflockern und choreographierte Bewegungsfiguren zur Verrätselung beitragen: Denn Schlömer entlockt dieser schönen Zauberflöte keinen tieferen Sinn, zumindest teilt er sich nicht mit.

Das aber ist dann auch nicht notwendig, wenn so prächtig musiziert und gesungen wird, wie jetzt in Mannheim.

Eckhard Britsch

 







Fotos: Hans Jörg Michel