Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

MACBETH
(Giuseppe Verdi)
9. Juni 2013
(Premiere)

Staatstheater Mainz


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Tod im Blütenmeer

So eine Sonnenblume ist eine spannende Pflanze. Zum Beispiel ist ihr Blütenstand nach Fibonacci-Spiralen angeordnet, also ein mathematisches Wunderwerk. Außerdem ist sie sehr wärmeliebend, was sie sicherlich nicht zur agrarischen Lieblingskultur in Schottland prädestiniert. Wie dem auch sei, in der Macbeth-Produktion am Staatstheater Mainz füllen Sonnenblumen den von Stefan Heyne gestalteten Bühnenraum. In ihm und zwischen den Pflanzen lässt Operndirektorin und Regisseurin Tatjana Gürbaca die Figuren zu einer eindringlichen Erzählung aufeinander los. Denn die Geschichte von Ehrgeiz und Machtbesessenheit, massiven Zweifeln und Gewissensbissen erscheint zeitlos gültig, sie kann durchaus im Heute spielen, was die Kostüme von Silke Willrett nahelegen.

Macbeth – von Heikki Kilpeläinen mit intensivem Bariton und darstellerischer Ausstrahlung vorgestellt – hängt am Gängelband seiner Lady. Er scheint eher ein Getriebener, der erst durch Mord die Lust am Morden erfährt und gleichzeitig von den meuchlerischen Bildern bis zum Wahn gequält wird. Solche Traumszenen werden in dieser Inszenierung real und wirkmächtig ausgearbeitet, denn die Toten tauchen leibhaftig auf und tanzen mit den Lebenden den surrealen Reigen in slow motion.

Als ehrgeizige, machtversessene Lady Macbeth überzeugt Karen Leiber; die Einspringerin für die erkrankte Ruth Staffa verfügt über einen leuchtenden und bei Bedarf aggressiv argumentierenden Sopran, und ihre Erscheinung strahlt jenen Eros aus, dem Macbeth für ihre Machtgelüste erliegt. Im Gefüge der Figuren agiert der große Chor in vielen Bildern außerordentlich präzise, auch die Banda-Szene wird vom örtlichen Gymnasium im Internatslook treffsicher eingebettet. Die Besetzung agiert und singt sehr gut. José Gallisa – ein intensiver Banco mit strömendem Bass. Thorsten Büttner führt den Macduff in jugendliche Heldentenor-Höhen, während Augustín Sánchez Arellano für den Königssohn Malcolm lyrische Facetten parat hält. Und aus dem Hexenchor heraus besticht Anke Trittin in der sängerischen Formulierung der drei Erscheinungen.

Ein Abend des von Sebastian Hernandez-Laverny ausgezeichnet vorbereiteten Chors; bewundernswert aber das Philharmonische Staatsorchester, das die Vorgaben von Hermann Bäumer perfekt umsetzt. Die Diktion immer klar und präzise, dabei viel an explosiver Geste, die den Emotionen der Figuren sowohl illustrativ als auch fordernd Halt gibt.

Die Premiere bleibt sowohl von der ausgezeichnet aufbereiteten Musik als auch wegen der feinen Inszenierung mit ihrer stimmigen Einheit von Bild und Erzählstruktur in nachwirkender Erinnerung. Das Publikum ist am Ende von allen Akteuren begeistert.

Eckhard Britsch

Fotos: Martina Pipprich