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Fakten zur Aufführung 

FATINITZA
(Franz von Suppé)
27. November 2012
(Premiere am 2. November 2012)

Staatstheater Mainz


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Liebesglück mit Feuerwerk

Was macht einen Krieg nun tatsächlich zum Ereignis? Der Reporter. Immer auf der Suche nach News, nach einer schönen Story, die nicht unbedingt mit Pulverdampf zu tun haben muss. Die komische Oper Fatinitza von Franz von Suppé spielt im Krimkrieg um 1853, wo die Einflusssphären der Großmächte neu geordnet werden sollten, während historisch betrachtet eine Unordnung geschaffen wurde, deren ethnische, religiöse und machtpolitische Folgen bis heute spürbar sind. Nun, dieser Operetten-Oper ist das ziemlich egal, denn Suppé zeigt Alltag in der Etappe, wo sich ein russischer General langweilt und von der Liebe träumt; auch seine Truppen haben nichts zu tun und das Strammstehen schon ziemlich verlernt.

Kurzum, ein recht verlotterter, aber irgendwie sympathischer Haufen sucht hier nach Pläsier, wie ihn Regisseurin Lydia Steier am Staatstheater Mainz zeigt; von  Ursula Kudrna lustig kostümiert, damit die Szene sich im adäquaten Bühnenbild von Katharina Schlipf munter entwickeln kann. Ein Journalist aber ist höchst unzufrieden. Nichts tut sich, weder Artillerie noch Flottenbeschuss, doch Julian von Golz, so heißt der smarte Typ, braucht Geschichtchen, denn sein Kameramann ist längst in Stellung gebracht, schließlich arbeiten sie fürs „ZEF“, was in Mainz ziemlich naheliegt. Lydia Steier zeichnet einen Typus, der sich ziemlich wichtig nimmt und am liebsten selbst in die Kamera schaut; die oliv-farbene Weste, die Gesten, die Konzentration auf Nebensächlichkeiten und Entertainment, das ist köstlich getroffen und wird von Thorsten Büttner als Julian von Golz perfekt ausgespielt. Und er singt zudem gut.

Wie überhaupt die musikalische Seite überzeugt. Florian Csizmadia präsentiert das Werk am Pult des Mainzer Staatsorchesters mit Schwung und griffig. Der von Sebastian Hernandez-Laverny einstudierte Chor agiert spielfreudig und mit  plakativem Zugriff. Suppés Kompositionskunst allerdings ist wechselhaft. Sehr schöne gestaltete Ensembles, nur als Beispiel, wechseln mit routiniert anmutenden Sequenzen. Schade, denn es hätte damals schon ein eigenständiger Wurf werden können, der sich vom Genre etwas abhebt.

Zurück zum Sujet. Die Liebe spielt eine Rolle und die Verwechslung treibt die Handlung vorwärts. Deshalb dauert es, bis Wladimir alias Fatinitza am Ende mit Hochzeit und Feuerwerk die zauberhafte Lydia bekommt. Die wird von Vida Mikneviciute attraktiv und mit schlankem Sopran-Strahlen vorgestellt. Die Doppel-Titelfigur ist analog zur Ursprungsfassung als Hosenrolle angelegt, und Mezzosopranistin Patricia Roach wird ihr in der Situationskomik und sängerisch  sehr gerecht. Ja, wer kämpfte damals eigentlich gegen wen? Ach so, die Russen gegen die Osmanen. Izzet Pascha ist mit Alexander Spemann toll besetzt, denn neben seinem anerkannten sängerischen Format zeigt er im Trainingsanzug, was „Meenz bleibt Meenz“ so ausmacht: Zwischen Helau-Stimmung und liebenswerten Macker-Allüren lässt ihn die Regie in seinem Reich auch fröhlich kalauern. Hans-Otto Weiss ist ein kerniger General Kantschukoff, Jürgen Rust ein vertrottelter Sergeant und dazu kommen viele Randfiguren einschließlich einiger parodistisch typisierter Haremsdamen.

Insgesamt ein Abend mit deutlichen Schwank-Elementen, durch die kleine Schwächen von Handlung und Komposition letztlich nicht ausgeglichen werden können. Das Publikum der hier besuchten Repertoire-Vorstellung hat sich gut amüsiert.

Eckhard Britsch

Fotos: Martina Pipprich