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Fakten zur Aufführung 

EVA
(Franz Lehár)
17. November 2011
(Premiere am 10. November 2011)

Staatstheater Mainz


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Die Illusion von Liebe

Es war einmal“, beginnen viele Märchen, und der sehr selten gespielten Operette Eva von Franz Lehár haftet etwas Märchenhaftes an. Nicht nur, dass er das Aschenputtel-Motiv wie einst schon Rossini aufgreift, vielmehr mutet es einen wie ein Märchen an, dass diese Operette bei der Uraufführung vor 100 Jahren das Publikum spaltete. Denn Lehár verlegte die Handlung in ein ungewohntes Terrain, in eine Glashütte, wo Eva unbeholfen arbeitet und ihrer Sehnsucht nach glitzerndem Leben nachhängt. 1911 wollten die Operettenfreunde aber nicht aus dem gewohnten Klischee vom abgewirtschafteten Baron und den üblichen Verwechslungskomödien ausbrechen, soziale Fragen hatten ihren Platz woanders.

Heute mutet das damalige Skandälchen natürlich seltsam an, denn Lehár bedient durchaus die Erwartungshaltung von Träumen und Glückseligkeit, von Liebesschmerz und komischen Geschichten. Am Staatstheater Mainz wird denn auch das Stück unbeschwert serviert. Dass es aus der Versenkung hervorgeholt wird, hat aber deshalb seine Berechtigung, weil die Eva ein musikalischer Glanzpunkt in Lehárs Schaffen darstellt. Hier setzt auch die Umsetzung am Haus an, denn der Operettenspezialist Sebastian Hernandez-Laverny lässt das Philharmonische Staatsorchester mit Schwung und Spritzigkeit, mit viel Gefühl fürs Genre und fein gesetzten Pointen aufspielen.

Und die Sängerbesetzung ist sehr angemessen. Die Titelfigur Eva, das Mädchen, das sich in den leicht dämlichen, aber lieber Champagner als Akten konsumierenden Herrn der Glashütte  verliebt, findet in Vida Mikneviciute eine Sängerdarstellerin, bei der rankes Aussehen und strahlende Stimme sich kongruent miteinander verbinden. Auch „Pipsi“, ebenfalls eine Frau, die vom unbeschwerten Leben träumt, wird von Tatjana Charalgina mit soubrettenhafter Leichtigkeit und frechem Spiel dargestellt. Als Octave Flaubert, jener Fabrikchef, der seine wahre Liebe erst einmal unter Beweis stellen muss, eher er am Ende die zauberhafte Eva im Brautkleid an sein Herz drücken darf, wird von Alexander Spemann gesungen. Dieser, im Wagner-Fach gestählt, hält seinen Tenor in bemerkenswerter Balance, um das Operettenfach nicht zu strapazieren. Thorsten Büttner gibt dem Dagobert, der die Pipsi kriegt, viel Schmelz mit auf den Weg, während Jürgen Rust als Larousse, Ziehvater der Eva und Werkleiter in der Glasfabrik, die Gutherzigkeit in Person darstellt. Perfekt den Komiker spielt Joachim Mäder, denn dieser „doppelte Buchhalter“ bewegt und kommentiert die Handlung, wobei er den dienernden Angestellten-Typus griffig parodiert.

Regisseurin Cordula Däuper ordnet das muntere Treiben mit Phantasie und lockerer Figurenzeichnung, zu der Justina Klimczyk charakterisierende, auch bunte Kostümierung bereithält. Die Bühnengestaltung von Jochen Schmitt allerdings wirkt ein wenig brav.

Das Publikum in der hier – sehr gut - besuchten Vorstellung ist herzlich einverstanden mit dieser Operette, die ob ihrer Qualitäten sehr wohl auch das Repertoire anderer Häuser zieren könnte.  

Eckhard Britsch