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Fakten zur Aufführung 

EUGEN ONEGIN
(Peter Tschaikowski)
27. März 2013
(Premiere am 23. März 2013)

Staatstheater Mainz

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Zwischen Liebe und Pflicht

Im Hintergrund eine Plakatfläche mit schwarz-weiß gegliederten Elementen, die von schattierten Porträts garniert werden oder als Folien für dahin huschende Video-Landschaften dienen. Oben eine stählerne Querbrücke für die Duellanten, von unten kommt ein Zugabteil zum Vorschein mit Mutter, Töchtern und Amme. Auf der Reise ins Niemandsland werden die Bänke beweglich, und im Herumirren wird die Desorientierung aller Beteiligten spürbar. Einsichtig, allerdings mit Abnutzungseffekten belegt. Nichts von den üblichen Ausstattungsmerkmalen in der Mainzer Produktion von Tschaikowskis Eugen Onegin. Also kein vernachlässigter Garten, weder heruntergewirtschaftetes Hofgut noch morbide Einrichtung. Und das ist gut so, denn Regisseur Johannes Erath und sein Team, Bühnenbildnerin Katrin Connan, Kostümdesignerin Noëlle Blancpain und Lichtkünstler Alexander Dölling, stellen das Drama zwischen Pflicht und Liebe in ein kühl kalkuliertes Äußeres, in dem sich das Innere der Figuren intensiv entwickeln kann.

Könnte, denn Johannes Erath haucht nicht allen Protagonisten Leben ein. Zum Beispiel kommt Heikki Kilpeläinen seltsam steif daher, auch sein Kavalierbariton wirkt an diesem Abend eher eindimensional, in diesen Begrenzungen aber wirklich gut anhörbar. Auch dem stimmlich in seinen Tenor-Lyrismen gut disponierten Thorsten Büttner mangelt es an dem unbestimmbaren Etwas: Ausstrahlung.

Dennoch hat sich Olga in ihn verknallt, Sanja Anastasia füllt diese Altpartie auch durch quirlig-naive Darstellung überzeugend aus, und das Unheil nimmt bekanntlich bis zum Duell seinen Lauf. Denn die unbedarfte Tatjana ist der unglückseligen Verliebtheit verfallen, und das besonders ergreifend, weil das introvertierte Mädchen an die Grenzenlosigkeit der Gefühle glaubt, denen der sich cool gebende Onegin nicht gerecht werden will. Tatjana Charalgina ist mit ihrem ausdrucksvollen, jugendlich-dramatischen Sopran und schlanker Erscheinung der Star des Abends.

Mutter Larina ist beim Mezzo von Patricia Roach gut aufgehoben; weit über Spielalt-Qualitäten hinaus gestaltet Katherine Marriott die Kinderfrau und Vertraute Filipjewna, während Bassist José Gallisa als Fürst Gremin, der im späten Glück der Tatjana Sicherheit bietet, einige Wackler in den Gesangsphrasen aufweist. Spieltenor Jürgen Rust gibt dem Triquet Züge des fröhlichen Charmeurs, Dietrich Greve dem Hauptmann Sonorität.

Das Philharmonische Staatsorchester Mainz spielt unter Leitung von Florian Csizmadia anfangs eher emotionslos, als ob die Seelenschmerzen speziell der Tatjana nur der Unterlage, nicht aber des überwölbenden Klangschmelzes bedürften. Einige Unsauberkeiten kommen hinzu; beeindruckend allerdings später die aggressive Power. Der Chor unter Sebastian Hernandez-Laverny agiert engagiert.

Das Publikum in der hier besuchten Zweitvorstellung ist sehr zufrieden mit der Neuinszenierung am Haus.

Eckhard Britsch

 





Fotos: Martina Pipprich