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Fakten zur Aufführung 

COSÌ FAN TUTTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
2. Juni 2012
(Premiere)

Oper Halle

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Die Frauenversteher

Das sind ja nun wirklich zwei Schlingel, dieser Textdichter Lorenzo da Ponte und der Hofcompositeur Wolfgang Amadeus Mozart. Denn, Hand aufs keusche Herz, sie entzaubern auf ironische Art und Weise unser Bild von der Frau an sich. An deren unverbrüchlicher Liebe und Treue will doch niemand zweifeln, kein Mann und noch weniger ein Verlobter. Indes die Liebesprobe, derer die Zauberfeen Fiordiligi und Dorabella ausgesetzt werden, endet in massiver Ernüchterung. Aber auch die beiden angehimmelten Offiziere Guglielmo und Ferrando, die leichten Herzens das Verwechslungsspiel mit inszenieren, stehen am Ende als Blamierte da und geben sich reumütig dem Happy End anheim. Don Alfonso, der erfahrene Spötter, hat seine Wette ob der Wankelmütigkeit aller Herzen gewonnen, nur die pfiffige Despina geht leer aus. Mozart hat für sie keine passende Figur vorgesehen, aber sie hatte wenigstens ihren Spaß.

Also ein munterer Sixpack tummelt sich da in raffiniert-schlichten Kostümen, in die sie Lane Schäfer steckt, auf der stilisiert einfachen Bühne in Mainz. Regisseur Johannes Schütz lässt die Figuren in gestaffelten, schneeweißen Portalen agieren und zitiert die Elemente Wasser – links plätschert ein Rinnsal aus der Leitung, Feuer – rechts flackert es ein bisschen, und Erde – denn die Böden sind mit Ockersand belegt und zeigen dann die Spuren des Hin und Her. In den Wänden sechs Türen für sechs Mitspieler. Mehr nicht.

Fast konzertant mutet diese Produktion zuweilen an. Das könnte schief gehen oder langweilen, aber die Reduktion funktioniert deshalb, weil ausgezeichnet musiziert und gesungen wird. Das Philharmonische Staatsorchester lässt sich von Andreas Hotz, ein Aufsteiger in der Nachwuchsszene, zu animiertem Spiel hinreißen, denn von der duftig-frischen Ouvertüre bis zum herrlichen Schluss-Ensemble ist alles in sich stimmig, von kundigem Zugriff getragen und in schöner Differenzierung ausgearbeitet. Und das hauseigene Ensemble lässt allenfalls minimale Wünsche offen. Vida Mikneviciute  glänzt mit ihrem zu dramatischen Spitzen fähigen Koloratursopran und ist eine attraktive Erscheinung. Was ebenso für Patricia Roach als Dorabella gilt, deren warm timbrierter Mezzo für sich einnimmt. Bleibt noch die intrigante Despina/Notarius/Arzt: Frech, locker und sehr sympathisch wirkt Tatjana Charalgina, und ihr heller Sopran geht in der Substanz über das Soubrettenfach hinaus.

Bei den Herren der Schöpfung fällt  der prächtige Charakterbass von José Gallisa auf, der den Don Alfonso in spöttischem Spiel und sängerischem Ausdruck maßgeschneidert auf die Bühne stellt. Patrick Probeschin zeigt den Guglielmo mit warmen Baritonfarben in leicht betulicher Manier, während Máté Gal als Gast dem Ferrando schlanke Figur und schlanken Tenor leiht. Der Chor, einstudiert von Sebastian Hernandez-Laverny, darf in der Kostümierung als Hochzeitspaare  in gemessener Bewegung auftreten – hübsch gemacht als Reflexion der Jungmädchenträume von Fiordiligi und Dorabella.

Das Premierenpublikum feiert die musikalische Umsetzung und zollt der durchaus charmanten Inszenierung eher gemessenen Applaus.

Eckhard Britsch

 



Fotos: Martina Pipprich