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Fakten zur Aufführung 

DIE HOCHZEIT DES FIGARO
(Wolfgang Amadeus Mozart)
20. Dezember 2011
(Wiederaufnahme am
17. Dezember 2011 in Detmold )

Heinz-Hilpert-Theater Lünen,
Landestheater Detmold


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Tumult im Almaviva-Biotop

Das ist ein wunderbarer Opern-Ort: Der Graubner-Bau von 1958 in Lünen, 1966 durch Heinz Hilpert – den großen Theatermacher der Nachkriegszeit – per Patenschaft geadelt.

Und jetzt wirklich Oper im ansonsten eher stadthallenmäßig genutzten Prachtbau: Es gastiert das traditionsreiche, opern-vermittelnde Detmolder Landestheater mit einem Figaro (in Deutsch), der in unkomplizierter Mozart-Attitüde das Lünener Publikum zu Mozart-Fans werden lässt.

Hinrich Horstkotte erzählt die Geschichte der Tumulte im Almaviva-Biotop – verzichtet auf psychologische Analyse, ignoriert die vorrevolutionäre Botschaft. Aber: Das turbulente Geschehen provoziert lustvolles Nachdenken über die Beziehungen des „Personals“ in ihren je unterschiedlichen Abhängigkeiten – und kratzt permanent an den quasi unverrückbaren feudalen Spielregeln. Dazu werden die Rezitativ-Passagen zu spielerischen Divertimentos voller Witz.

Horstkotte umrahmt die Bühne mit hängenden Vorhängen als flatternde „Wände“, die sich zum Bühnenhimmel hochziehen lassen und immer wieder neue Kommunikations-Räume entstehen lassen. Aber wie das bei touring operas eben so ist: Bisweilen folgen die ausgeklügelten Licht-Effekte nicht den Möglichkeiten der Gast-Bühne.

Das Ensemble integriert spontan eine kurzfristige Einspringerin: Stephanie Elliott spielt und singt hochprofessionell eine äußerst aparte Susanna ohne szenische Probe mit bewundernswertem Einleben in das wirbelnde Geschehen!

Andreas Jören gibt den Almaviva als obsolet-giftenden Patriarchen mit ausdrucksstarkem Bariton; James Tolksdorf ist der pfiffige Gegenspieler als sängerisch überzeugender Figaro. Marianne Kienbaum-Nasrawis Gräfin interpretiert mit ihrem kultivierten Sopran Liebe, Leid und Hoffnung; Britta Strege ist als emotionaler Cherubino als verkannter jugendlicher „Poet“ stimmlich variabel. Mit Brigitta Bauma ist eine durchaus lebenskluge Marzelline zu erleben – stimmlich immer auf dem Punkt, mit gekonnter Phrasierung. Dirk Aleschus beeindruckt mit markiger Stimme als rächender Bartolo. Markus Gruber als intriganter Basilio, Michael Klein als Don Curzio, Gregor Loebel als tölpelhafter Antonio und Sarah Davidovic als niedliche Barbarina vervollständigen das so selbstbewusst-kompetente Detmolder Ensemble.

Unter dem aufmerksamen Erich Wächter – mit permanenten Hinweisen auf die Bühne – entwickeln die Musiker des Symphonischen Orchesters einen nachgerade enthusiasmierenden temporeichen, lebhaften Mozart-Klang.

Das Publikum im Lünener Theater ist schwer beeindruckt, folgt außerordentlich aufmerksam - ist sich offenbar beim Szenenapplaus nicht sicher, spart am Ende aber nicht mit langanhaltendem, zustimmendem Beifall!

Franz R. Stuke

 



Fotos: Michael Hörnschemeyer