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Fakten zur Aufführung 

DAS RHEINGOLD
(Richard Wagner)
26. Oktober 2013
(Premiere)

Landestheater Linz


Points of Honor                      

Musik

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Ermattete, energielose Götter

Noch nie hat man bisher am Linzer Landestheater Richard Wagners Ring des Nibelungen aufgeführt. Das wäre auch auf Grund des recht kleindimensionierten alten Theaterbaus an der Promenade gar nicht möglich gewesen. Aber jetzt ist alles anders. Durch den Bau des neuen Musiktheaters am Volksgarten mit den modernsten Bühneneinrichtungen und den nunmehr großen Dimensionen des Orchestergrabens, kann die Intendanz es nun wagen. So beginnt man, im Wagner-Jahr mit dem Rheingold, dem Vorabend der Tetralogie, den Ring zu schmieden. Die Walküre wird übrigens im März kommenden Jahres folgen.

Seltsamerweise werden die zahlreichen, technischen Möglichkeiten kaum genutzt. Weder Drehbühne noch Hubpodien sind im Einsatz und werden für Auftritte verwendet. Lediglich einige Projektionen zu Beginn und bei den Verwandlungsmusiken geben mit Wasser, Wolken oder Feuer Auskunft, wohin die Reise geht. Die Rheintöchter sieht der Zuschauer guckkastenartig in einer ovalen Wasserblase. Irgendwo dort, wo der Ursprung der Menschheit vermutet wird, am oberen Niltal etwa, wohnen die Götter in einem Nomadenzelt vor ihrer fertigen, klassizistischen Burg Walhall. Das Bühnenbild hat Gisbert Jäkel entwickelt. Die Götter sind mit orientalisch stilisierten, wallenden Gewändern und ebensolchen Kopfbedeckungen ausgestattet. Die Kostüme stammen von Antje Sternberg. In großen Holzkisten liegt verpackt ihr Mobiliar, das zum finalen „Einzug der Götter in Wallhall“ von unzähligen Dienern gemächlich hineingetragen wird, während die Götter entgegen dem Libretto schon viel zu früh die Burg okkupiert haben. Uwe Eric Laufenberg hat bei seiner Inszenierung keinerlei spektakuläre Einfälle und lässt sich auf keinerlei Experimente ein. Meist kommt man über statisches Rampentheater nicht hinaus. Schlüsselszenen werden leider auch verschenkt. So spaziert Erda unauffällig irgendwie herein, statt aufregend zu erscheinen. Der Regisseur muss sich auch den Vorwurf gefallen lassen, dass er nicht einmal den Versuch unternommen hat, in die Charaktere der Figuren tiefer einzudringen, noch den leisesten Versuch einer Neudeutung unternommen zu haben. Durch die ideenlose Harmlosigkeit seiner Inszenierung schleicht sich bald matte Zähigkeit und ein Mangel an dramatischer Spannung ein.

Man weiß nicht, wer wen beeinflusst hat. Denn Dennis Russell Davies sind beim Bruckner Orchester Linz die extremen Piani und die kammermusikalische Transparenz wichtiger als Dramatik und Spannung. Und so plätschert der Rhein recht matt und zäh dahin. Rücksichtnahme auf Sänger ist wichtig, wenn sie aber zu Lasten der von Wagner geforderten Steigerungen und seiner farbigen Klanggewalt geht, ist das unbefriedigend. Besonders stört das bei den ohnedies gesangsfreien Verwandlungsmusiken.

So sind also die Sänger durch diese orchestrale Zurückhaltung zwar immer gut hörbar. Ihre stimmlichen Qualitäten sind allerdings auch durchwachsen. Gerd Grochowski hat wenig göttliche Präsenz. Sein Wotan klingt zwar nobel, aber wenig durchschlagskräftig. Oskar Hillebrandt ist aber in jedem Fall mit seinem Stimmvolumen und seiner intensiven Interpretation der Figur immer noch ein guter Alberich. Bernadett Fodor singt die Erda mit enormer Bühnenpräsenz. Matthäus Schmidlechner ist ein Versprechen für die Zukunft: Sein Mime ist exzellent. Michail Bedjai singt den Loge absolut verständlich, aber mit leichten stimmlichen Schwächen. Unschön vibratoreich hört man die Fricka der Karen Robertson, ideal die Freia der Sonja Gornik. Die Riesen, Dominik Nebel und Nikolai Galkin, singen, wie man es von ihnen erwartet, sehr kraftvoll. Tremoloreich singt Seho Chang den Donner sowie mit sehr schönem Tenor Pedro Velázquez Diáz den Froh. Tadellos erlebt man die Rheintöchter.

Der Jubel ist trotzdem groß. Es mischen sich beim Schlussvorhang jedoch hörbar einige Buhs für das Regieteam hinein.

Helmut Christian Mayer







Fotos: Karl Forster