Magie der Puppen
Rinaldo ist eine mittelalterliche Räubergeschichte – in der Lauchstädter Version eine Fantasy-Story.
Im Goethe-Theater gastiert die Compagnia Marionettistica Carlo Colla e Figli. Und das ist doppelt faszinierend: Da agieren opulent prächtige große Marionetten in Gold, Rot und Weiß. Sie präsentieren sich auf drei Reihen hintereinander, zwischen Wolken, Wellen, Wald, mit flatternden Vögeln und schwimmenden Nixen.
Das alles in hinreißend-imaginativer Perfektion, Oper parodierend – aber zugleich (Barock-)Oper vorwegnehmend. Das Marionettentheater praktiziert die barocke Bühnentechnik des (funktionierenden) Goethe-Theaters!
Gesungen wird von den Emporen: Valer Barna-Sabadus als strahlender Rinaldo; Gesche Geier als variantenreiche Armida; Katerina Beranova als Almirena; Florian Götz als Argante; Jean-Michel Fumas als Goffredo; Owen Willetts als Eustazio und Fabian Egli als Magier.
Musikalisch spielt die virtuose Lautten Compagney im sichtbaren Graben die famose Hauptrolle: Wolfgang Katschner leitet zu einem lebendigen Händel-Klang – weitab jeglicher akademischer Anämie! Stattdessen: vibrierende Emotionalität, faszinierende Dynamik, emotionalisierende Tempi, brillante Solo-Instrumente, imaginierende musikalische Händel-Variationen!
Dies Furioso von ästhetisierenden Marionetten, sphärischem Gesang und emotionalisierendem Händel-Klang trifft während der Händel-Festspiele in der „Sehenswürdigkeit“ Goethe-Theater Bad Lauchstädt auf ein extrem heterogenes Publikum: die Händel-Kenner, die Fans alter Theater und die unkundigen „Touris“; entsprechend ist das „Klima“ im durchaus quälend-warmen Zuschauerraum. Eine Lösung ist nicht in Sicht.
Franz R. Stuke
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