Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

JULIUS CAESAR IN ÄGYPTEN
(Georg Friedrich Händel)
19. März 2011
(Premiere: 12. März 2011)

Staatstheater Kassel


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Gesang und Musik

Händel-Gesang in artifizieller Vollendung! Inna Kalinina zelebriert die barocken Verzierungen des Caesar mit stupender Perfektion. Nina Bernsteiner verleiht der Kleopatra stimmliche Präsenz mit bemerkenswerter Variationskunst. Stefanie Schaefers Cornelia fasziniert mit virtuos-elegischer Interpretation. Maren Engelhardt ist ein stimmlich emotionaler Sextus. Igor Durlovskis variabler Counter-Tenor charakterisiert einen machtgeil-skrupellosen Tolomeus. Geani Brad singt einen ambivalent-lüsternen Achillas mit klarer Intonation. Jürgen Appel präsentiert den Curius mit gelenkiger Stimme. Don Won Kim singt souverän den Boten Nirenus vom Bühnenrand (die mutige Regieassistentin Alexandra Dapp agiert auf der Bühne).

Alexander Hannemann leitet das konzentriert aufspielende Staatsorchester zu einem affekt-adäquaten Händel-Klang: sehr penibel im Zusammenspiel der Instrumentengruppen, permanent bedacht auf exakte Intonation, die musikalische Emotionalität kalkuliert steigernd – allein: es fehlen die elektrisierenden Tempi und die stimulierenden Ingredienzien faszinierender Barock-Musik!

Werner Hutterlis graue Bühne mit neun bühnenfüllenden beweglichen Säulen gibt Gelegenheiten für abstrakt-kommunikative Räume. Anna Ardelius steckt die Akteure in weiße Umhänge – die Ägypter mit schwarzen Punkten dekoriert; man fühlt sich an Dalmatiner-Meuten erinnert – sicherlich deplatziert, aber immerhin ein Moment der Überraschung im akademisch unerbittlichen Konzept der stundenlangen Kalmierung.

Dominique Menthas Regie verzichtet auf jegliche Aktualisierung, setzt nicht auf eine „spannende“ Handlung, legt den Schwerpunkt auf die aus der Aktion tretenden Arien.

Es entwickelt sich eine akademische Demonstration der barocken Affektenlehre mit der Praxis, Händel-Musik mittels moderner Instrumente zu spielen. Das ist didaktisch höchst lehrreich, lässt aber das Feuer Händels eher beschaulich glimmen, anstatt den Furor der Leidenschaften lodern zu lassen – von der machtpolitischen Brisanz der Vorlage ganz zu schweigen.

Das Haus in Kassel ist bei der dritten Vorstellung bei weitem nicht voll besetzt; am Ende herzlicher Applaus für die wunderbaren Sänger!

Franz R. Stuke

 







 Fotos: © N. Klinger