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Fakten zur Aufführung 

DIE HOCHZEIT DES FIGARO
(Wolfgang Amadeus Mozart)
23. Oktober 2011
(Premiere am 1. Oktober 2011)

Theater Mönchengladbach-Rheydt,
Theater Krefeld Mönchengladbach


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Ein toller Tag

Verwirrte Gefühle, erschütterte Gewissheiten, unerwartete Bilder, elektrisierende Töne: Das erleben nicht nur die quirligen Figuren auf der Bühne an einem „tollen Tag“  - das beschert Kobie van Rensburg dem überraschten Publikum im technisch modernisierten Rheydter Theater in dreieinhalb Stunden wirbelnden Bühnen-Spektakels.

Da geht es nicht um vorrevolutionäre  Verschwörungen, auch nicht um tiefenpsychologische Analyse: Da werden Schuld und Verzeihen, Konflikte und Versöhnung zur abstraktionsfreien Katharsis-„Theorie“ - aber durchaus nicht nach dem Motto „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“, sondern als lustvoll-ironisiertes „Leiden“ an den eigenen Schwächen.

Szenische Höhepunkte des im konkret Zeitlosen ablaufenden Spiels: als Elvis und Marilyn imaginierte Figuren!

Dorothee Schumacher und Lutz Kemper stellen verschiebbare Groß-Elemente mit Türen auf die Bühne – die aber auch als Projektionsflächen dienen: Für die versetzten Texte, die sich in Buchstaben-Wolken auflösen, vor allem für Videos der Gesichter und Fotos der Räume, die sich wie Röntgenbilder über die Bühnen-Architektur legen. Als Einfall frappierend, ständig Überraschungen bietend – für die irritierende Geschichte von stimulierender Faszination.

Das phantastisch spielfreudige Ensemble geht auf diese szenischen Herausforderungen mit Verve ein:

Im Mittelpunkt die wunderbare Laura Nicorescu als Susanna: bezaubernde Bühnenpräsenz, eine glockenhell-variable Stimme. Dara Hobbs ist die Gräfin mit aller Würde und Gefühl, hinreißend in den großen Arien: Sie ist die existierende „große Sängerin“, die bereits als Wagners Isolde überzeugte. Tobias Scharfenberger gibt einen dandyhaften Grafen, verleiht ihm nachhaltig-sonoren baritonale Statur. Andrew Nolens Figaro wird zum liebenden Intriganten, rettet sich mit Injurien aus seiner eigenen Krise; stimmlich faszinierend in den erlebten Gefühlslagen. Susanne Seefing ist der irisierend-erotische Cherubino, entwickelt intensiv variierend stimmliche Gefühlswerte mit bemerkenswerter Klangschönheit. Debra Hays wird zur anrührenden Marcellina; wie der tumbe Basilio Markus Heinrichs  überzeugt sie mit karikierendem Spiel und beachtenswerter stimmlicher Kompetenz.

Mit dem alt erprobten Walter Planté als Richter, dem Erzkomödianten Matthias Wippich als Bartolo, dem urigen Thomas Peter als Gärtner und der frisch-artikulierenden Gabriela Kuhn als Barberina beweist das Theater Krefeld Mönchengladbach  seine überzeugende Ensemble-Stärke!

Der Chor überzeugt durch engagiertes Spiel und kollektiv abgestimmtes Singen.

Unter dem so kreativen Graham Jackson interpretieren die Niederrheinischen Sinfoniker einen extrem lebendigen Mozart-Klang: mit elegischen Passagen, dramatischen Zwischentönen und Stimulanzien für die szenefüllenden Ensembles!

Das Publikum im überraschenderweise nicht ausverkauften Rheydter Theater ist durchaus enthusiasmiert – aber die eigentlich fällige Begeisterung bleibt aus. Der Niederrheiner – wie Hüsch sagt – braucht wohl seine Anlauf-Zeit.

Franz R. Stuke






 
Fotos: Matthias Stutte