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Fakten zur Aufführung 

DER GESTIEFELTE KATER
(Xavier Montsalvatge)
26. April 2014
(Premiere)

Kinderoper Köln


Points of Honor                      

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Pures Vergnügen für Groß und Klein

Was in der letzten Zeit an der Kölner Oper an personellen Umwälzungen zu beobachten war, hat sich nicht immer positiv auf die Qualität des im „Exil“ zwischen Musicaltheater und Fabrikhalle vegetierenden Hauses ausgewirkt. Doch der Wechsel an der Spitze der Kinderoper hat die Querelen offenbar unbeschadet überstanden, wie die jüngste Premiere von Xavier Montsalvatges Märchen-Oper Der gestiefelte Kater zeigt. Nicht nur die Kinder in der voll besetzten Arena des Alten Pfandhauses haben ihren Spaß, wenn das fast 70 Jahre alte und immer noch taufrische Erfolgsstück des vor zwölf Jahren verstorbenen Meisters in einer Besetzung für Kammerorchester über die Bühne geht.

Musikalisch gehört das Werk zu den feinsinnigsten und klanglich raffiniertesten Beiträgen, die das mit durchschlagenden Stücken nicht gerade üppig bestückte Genre der Kinderoper zu bieten hat. Die Mischung aus Sensibilität, Kratzbürstigkeit und revueartigem Show-Glamour, die Montsalvatges Fassung bereithält, nutzt die Regisseurin PiaMaria Gehle zu einem Abstecher in den Wilden Westen. Thomas Unthan hat eine Kulisse wie aus der Prärie von Arizona geschaffen. Der gehbehinderte König düst auf einem Tretroller in Las-Vegas-würdigen Glitzerkostümen durch die oberen Ränge, seine Tochter wirkt wie ein Cowgirl und das „Monster“ à la Batman scheint einer Disney-Show entsprungen zu sein und hält sich großspurig für den Star aller Stars. Auch der Kater selbst darf sich nicht nur über bequeme Stiefel freuen, sondern sich auch mit einem zünftigen Cowboyhut gegen die südstaatliche Sonne schützen.

Den Kindern, die in den ersten Reihen dem munteren Treiben beiwohnen, haben ihr Vergnügen: Vor allem, wenn der Kater den Müllerssohn kratzend angeht oder wenn der Stubentiger in ein Wasserbassin fällt, um sich von dem König retten zu lassen, der auch eifrig auf seinem Roller herbeieilt.

Am Ende kann der Kater sein Versprechen halten und dem armen Müllerssohn zu seiner Prinzessin verhelfen. Montsalvatge taucht all das in eine nahezu impressionistisch farbige Musik ohne vermeintlich kindgerechte Klischees. Eine anspruchsvolle Musik, dennoch leicht fassbar und ungemein plastisch. Das hoch postierte Kammerorchester unter Leitung von Oliver Imig meistert seine Aufgabe ebenso gut wie das junge, überaus agile Ensemble. Hervorzuheben ist Marta Wyrk in der pfiffigen Titelrolle, ergänzt durch den braven Müllerssohn Lucas Vanzelli.

Ideal ergänzen sich die puppenhafte Prinzessin von Erika Simons und der etwas senile König von Marcelo de Sousa Felix. Und einen besonders großen Auftritt zelebriert Luke Stöker als Monster mit Superstar-Allüren.

Knapp 50 Minuten dauert das kurzweilige Spektakel. Sehr empfehlenswert für die ganze Familie.

Pedro Obiera

Fotos: Paul Leclaire