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Fakten zur Aufführung 

LA BOHÈME
(Giacomo Puccini)
2. Februar 2012
(Premiere)

Hochschule für Musik und Tanz Köln


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Rührende Jugend

Die Studenten der Hochschule für Musik und Tanz können sich unter den heutigen Lebensbedingungen zwar nicht mehr mit der Armut der Bohèmiens identifizieren, aber durchaus mit deren Zukunftsangst und der Rolle des jungen, sich selbst suchenden Künstlers. Die Inszenierung von Igor Folwill ist auch aufgrund der örtlichen Gegebenheiten eher konventionell, allerdings bietet das den Akteuren eine gute Plattform, sich spieltechnisch auszutoben, sich aber auch auf die Musik zu konzentrieren. Das Bühnenbild von Manfred Kaderk ist zunächst schlicht. Das erste Bild zeigt die einfachst möblierte Mansarde, in der die Darsteller Platz zum Agieren haben. Bunter ist das Quartier Latin als kleiner Jahrmarkt mit Mini-Karussell und Dosenwerfen, das die Sänger mit Begeisterung ins Spiel einbauen. Auch der rieselnde Schnee im dritten Bild vermittelt einen einfachen, aber wirksamen Bühneneffekt. Die sehr konventionellen Kostüme von Kerstin Bayer passen gut in den eher traditionellen Rahmen der Inszenierung. Einzig das Kostüm der Musetta ist mit Federboa und rotem Paillettenkleid zwar schillernd, die junge Frau wirkt aber wie verkleidet.

Das junge Gesangsensemble wird auf ganzer Linie den stimmlichen Anforderungen gerecht. Die nicht leicht zu besetzende Partie des Rodolfo singt Hong Jae Lim mit lyrisch-schöner Stimme und offener, überraschend präsenter Höhe. Er bekommt anerkennenden Szenenapplaus. Auch die Mimì von Yirin Kim überzeugt mit rundem und lyrischem Klang. Auf darstellerischer Ebene sind beide noch etwas unsicher, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt. Die Gunst des Publikums hat das gut zusammenpassende Bühnenpaar durch sympathische Spielfreude und sängerische Begabung schnell auf seiner Seite. Sehr klangvoll und mit offenem Ton gibt Kyutae Hwang einen nachdenklichen und authentischen Marcello. Mit spitzer, klarer Klangfarbe überzeugt Sarah Schnier als Musetta. Positiv auffallend vor allem in darstellerischer Hinsicht sind Sebastian Seitz als lockerer, sehr präsent auftretender Schaunard und Ralf Rhiel als langhaariger Philosoph Colline, der mit körperlichem Einsatz einige Lacher verursacht. Insgesamt werden die Emotionen, die die jeweiligen Charaktere durchleben, nachvollziehbar transportiert.


Das Orchester unter der Leitung von Stephan E. Wehr erschafft einen vielschichtigen, ausdrucksstarken Klang, der gerade in den leisen Passagen mit Feingefühl und Disziplin überzeugt. Einige kleine Unstimmigkeiten können den durchaus harmonischen Gesamtklang nicht beeinflussen.

Das durch die Überzeugungskraft der Musiker gerührte Publikum, darunter viele Angehörige und Kommilitonen, dankt den motivierten Studierenden mit respektvollem und lautem Applaus. Einzig stört, während der ersten Hälfte, das Klicken eines Foto-Auslösers bei solch rührend-emotionalen Szenen wie der Arie des Rodolfo Che gelida manina.

Trotz der eher sachlich-unterkühlten Uniatmosphäre gelingt es den Darstellern und dem Orchester, verzaubernde Opernmomente zu erzeugen.

Miriam Rosenbohm

 

Fotos: Horst Schmeck