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Fakten zur Aufführung 

ARIADNE AUF NAXOS
(Richard Strauss)
26. November 2011
(Premiere)

Oper Köln


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Ende einer Epoche

Wenn der „reichste Mann Wiens“ – der banausisch das Zugleich von Tragödie und Komödie bestimmt – die Kölner Ariadne sieht, wird ihm klar: Da geht eine dekadente Epoche delikat unter, doch es deutet sich an: „Im Lichte betrachtet, sind sie im Grund noch immer die alten Affen“, wie es Erich Kästner formuliert. Bacchus verschleppt die Ariadne von der Insel ins Nirgendwo.

Uwe Erich Laufenberg variiert seine schon in Brüssel präsentierte Ariadne im Wiener Jugendstil-Ambiente, setzt auf die Faszinationskraft morbider Untergangs-Ästhetik und auf die inspirierende Strauss-Musik im Sinne des Hofmannsthalschen „Welttheaters“: imaginationsstark, geheimnisvoll und erotisch-stimulierend. Brillant: Der pausenlose Übergang von akzentsetzendem „Vorspiel“ zum komplexen Drama! Da gehen Motive ineinander über, da erhalten schematische Figuren exzeptionellen Charakter. Da wird aus der Komödie eine menschliche Tragödie – mit brillanten Mitteln theatraler Kommunikation.

Tobias Hoheisel baut eine opulent-herrschaftliche Bühne im Stil der Wiener Groß-Bourgoisie, die sich im Drama nach hinten zu imaginativer Insel-Visionen öffnet – getrennt durch geheimnisvoll verschleiernde Vorhänge. Die phantastisch-zeitgenössischen Kostüme des Wiener Jugendstils von 1912 bzw. 1916, also der Entstehungszeit der Oper, von Jessica Karge werden zu nachvollziehbaren Elementen einer stimulierenden Atmosphäre.

Markus Stenz dirigiert das virtuos aufspielende Gürzenich-Orchester zu einem äußerst differenzierenden Strauss-Klang – mit sentimentalen Passagen, brausenden Tutti, emotionalisierenden Eruptionen, interpretierender Begleitung der Sprech-Gesänge - und das alles in hochaufmerksamer Begleitung des so variantenreichen Bühnengeschehens.

Sängerisch-darstellerisch in Höchstform das Kölner Ensemble: Johannes Martin Kränzle als selbstbewusster Musiklehrer; Regina Richter als engagierter Komponist; Martin Koch als flexibler Tanzmeister; Miljenko Turk als quirliger Harlekin sind Basis für ein ungemein hochkarätiges Stimm-Erlebnis. Dazu die brillanten Sänger-Darstellerinnen der Komödianten und der Najaden mit Gustavo Quaresma Ramos, Marias Tosi und Jeungki Cho sowie Gloria Rehm, Adriana Bastidas Gamboa und Hi-Hyun An – allesamt Mitglieder des Opernstudios Köln!

Marco Jentzsch gibt dem Bacchus überzeugende tenorale Statur; Barbara Haveman beeindruckt mit einem legatoreichen Mezzo, von warmen Tönen zu dramatischen Höhen steigernd, volumenreich, flexibel phrasierend als leidend-liebende Ariadne. Und  die höhensichere, koloraturen-starke Daniela Fally ist eine bezaubernd-schillernde Zerbinetta mit hinreißender Bühnenpräsenz.

Im Kölner Opernhaus verbreitet sich von Anfang an eine ungemein zustimmende Atmosphäre, ein allgemeines Eingehen auf die musikalischen und sängerischen Performances – und am Ende angemessene Begeisterung für einen großen Opernabend! Verweise auf eine gute Zukunft der Kölner Oper?

Franz R. Stuke





Fotos: Karl Forster