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Fakten zur Aufführung 

LES PÊCHEURS DE PERLES
(Georges Bizet)
13. April 2013
(Premiere)

Stadttheater Klagenfurt


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Veritables Sängerfest

Es geht wieder einmal um die Liebe. Um die Liebe zu einer Frau, die von zwei Männern heiß begehrt wird, was naturgemäß zu Komplikationen führen muss. Es ist eine einfache Dreiecksgeschichte, die eigentlich gar keine Szene braucht und auch so funktioniert und wirkt. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum Les Pêcheurs de perlesDie Perlenfischer von Georges Bizet vielerorts immer wieder nur konzertant aufgeführt wird. So auch jetzt im Stadttheater Klagenfurt.

An die Hitschleuder Carmen kommt die frühe, eigentlich Bizets erste große Oper nicht heran. Die Uraufführung der Perlenfischer 1843 in Paris war auch ein ziemlicher Misserfolg. Aber da es zu dieser Zeit große Mode war, exotische, besonders außereuropäische Sujets zu verwenden, schuf der französische Komponist, ohne auf die folkloristische Musik Ceylons, wo die Geschichte stattfindet, Bezug zu nehmen, einen orientalisch anmutenden Ton, indem er fremdartige Tonleitern, bizarre Harmonien und außergewöhnliche Instrumentierungen einsetzte, die aber nur seiner eigenen Fantasie entsprangen.

Au fond du temple saint…Der Tempel Brahmas strahlt heißt der anrührende Ohrwurm der Oper. Es ist das bekannte Freundschaftsduett von Tenor und Bariton mit großem Wiedererkennungswert, das gerne auch immer wieder an Arien- und Duettabenden von allen nur erdenklichen Größen der Sangeswelt zum Besten gegeben wird.

Aber das Stadttheater Klagenfurt braucht sich in punkto Sänger da nicht zu verstecken, denn die sind beinahe alle exzellent: Der südkoreanische Tenor Yosep Kang, Gewinner zahlreicher Preise und derzeit Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin, ist ein regelrechter Idealfall für die Rolle des Nadir. Er verfügt über ein feines, lyrisches Timbre mit viel Schmelz, müheloser Höhe und feiner Pianokultur. Sehr kraftvoll, mit ungemeiner Präsenz, aber trotzdem immer mit weichem Bariton singt Peter Mazalán den Zurga, seinen Widerpart in Sachen Liebe zu der gleichen Frau. Es ist jedoch schwer erkennbar, ob der junge Slowake tatsächlich auch Französisch singt, so undeutlich ist seine Diktion. Die Heißbegehrte der beiden heißt Leíla und wird von der jungen Russin Evgeniya Sotnikova mit sauberen Koloraturen und seelenvollen Empfindungen gesungen. Meist sehr orgelnd hört man hingegen David Steffens als Hohenpriester Nourabad.

Obwohl man der Partitur mit etlichen Strichen ziemlich zugesetzt hat, ist auch der Chor des Stadttheaters vielbeschäftigt. Von Günter Wallner mit Akribie einstudiert, hört man ihn sehr homogen, immer wieder nuanciert und überwiegend präzise.

Nicht immer absolut exakt bei den Einsätzen und Übergängen und nicht immer ganz intonationsrein klingt das Kärntner Sinfonieorchester. Aber es gelingt dem Chefdirigenten Peter Marschik, viele exotische Klangfarben, wirkungsvolle Stimmungen und zahlreiche Facetten aus der Partitur herauszuarbeiten.

Große zustimmende Begeisterung und Jubel herrscht im Publikum, das mit den Produktionen der letzten Zeit, vor allem wegen der teils extremen Inszenierungen der neuen Intendanz Florian Scholz, nicht immer einverstanden ist.

Helmut Christian Mayer







Fotos: Helge Bauer