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Fakten zur Aufführung 

LA GIOCONDA
(Amilcare Ponchielli)
9. April 2011 (Premiere)

Badisches Staatstheater Karlsruhe

Points of Honor                      

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Liebe leidet auch im Karneval

Alles Verdi, oder was? Nein, im Schatten des Großmeisters blühte auch manch anderer Komponist. Amilcare Ponchielli, von dem gelegentlich in Wunschkonzerten Arien zu hören sind, natürlich auch mit der Callas, und dessen „Stundentanz“ ab und zu in die ach so beliebten Eiskunstlauf-Choreographien einfließen mag, hatte seinen einzigen großen Erfolg mit dem lyrischen Drama La Gioconda, in dem er venezianisches Gewaltpotenzial und schmerzliche Liebesbeziehungen miteinander verschränkt.

Im Badischen Staatstheater Karlsruhe hat das Publikum erfahren, warum die Oper reüssierte. Denn die Story um rohe Gewalt rund um den Markusplatz, die hinter dem bunten Karnevalstreiben bis hin zu ungeniertem Gattenmord (klappt zum Glück nicht ganz!) das mitbürgerliche Leben erstarren lässt, hält ob der kompositorischen Stabilität einiges aus. Zum Beispiel eine eher karge Regie-Arbeit von Annegret Ritzel, deren Personenführung auf der reduzierten Bühne – Siegfried E. Mayer rahmt Treppenstufen mit goldmattierten Wänden - sich im Wesentlichen auf den Zuschnitt von Rampenarien beschränkt. Einziger Gag: heutige Funkenmariechen als Illustration des Begriffs Karneval.

Oder positiv ausgedrückt: Das Inszenierungsteam lenkt Ohren und Augen auf die Musik und das gut aufgelegte Gesangsensemble. Und darauf darf man sich am Badischen Staatstheater immer freuen, auch wenn Lance Ryan in der Hauptpartie des sehnlich eine Laura begehrenden Enzo Grimaldo bei aller Kraft und Schönheit nicht ganz zu jenem heldentenoralen Strahlen fand, das seine großen und gefeierten Auftritte üblicherweise auszeichnet. Der Titelfigur, jener entsagungsvoll liebenden „La Gioconda“, schenkte Barbara Dobrzanska die Glut und Wärme ihres ausdrucksvollen Soprans, während Laura, die dank Gioconda mit Enzo ins Nirwana des Glücks entschwinden darf, in Sabina Willeit eine mit vielen Facetten auftrumpfende Mezzo-Stimme fand. Der Bösewicht in dieser Oper heißt Alvise, von Beruf Staatsinquisitor, dem Konstantin Gorny zu intensivem, bass-baritonalem Leben verhalf. Walter Donati als Spitzel des Regimes und Anna Maria Dur als anrührende, blinde Mutter komplettierten das Solistenensembles.

Im durchaus zupackenden Dirigat von Christoph Gedschold schlichen sich bei der Staatskapelle und beim Staatsopernchor einige wenige Koordinations-Schlieren ein, ansonsten kamen Lyrismen ebenso zu ihrem Recht wie die energischen Zuspitzungen. Adrett anzusehen war das Ballett im Stundentanz, von Flavio Salamanka choreographiert. – Das Premierenpublikum goutierte die Premiere mit kleinen Einschränkungen, die der Inszenierung galten.

Eckhard Britsch

 







 Fotos: Jacqueline Krause-Burberg/
Staatstheater Karlsruhe