Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

SONNTAG AUS LICHT
(Karlheinz Stockhausen)
24. April 2011
(Erste Aufführung an einem Tag)
(Premiere: 9. April 2011 Teil I/
10.April 2011 Teil II)

Staatenhaus Köln
Oper Köln


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


Audiobeitrag

Wenn Sie auf die erste Taste von links klicken, hören Sie den Audiobeitrag von unserem Korrespondenten Michael S. Zerban.

 
 

zurück       Leserbrief

Zu Ehren Gottes

Vier Faktoren treffen aufeinander: Stockhausens Musik, seine Religiosität, eine spektakuläre „Show“ – und ein hoch erwartungsbereites Publikum.

In den Sälen des Staatenhauses auf dem Kölner Messegelände findet dies alles zusammen zu einer Demonstration eigentlich überholter „Gottes-Verehrung“, aber die Wirkung ist spontan und nachhaltig!

Stockhausens Musik: verpflichtet den Regeln der Zwölftöner, auf der Suche nach der „Super-Formel“, musiktheoretisch-intellektuell nur für Experten mit der komplizierten Partitur detailliert nachvollziehbar, aber im Gesamtklang von instrumental-irritierenden Einzeltönen, a-cappella-Passagen, hoch differenzierten Chören und exotischen Instrumenten, mehrsprachig-kommunikativ als Klang zu verstehende Texte: Das wird zu einem klanglichen Furioso zu „Ehren Gottes“, wie es sich Bach in Vorausschau vorgestellt haben könnte.

Stockhausens tiefe Religiosität entspricht nicht dem Kanon lutherischer Frömmigkeit oder päpstlicher Indoktrination, ist geprägt von persönlich-historischen Erfahrungen, führt zu Vorstellungen einer „modernen“ Spiritualität: Der Sonntag aus Licht ist das ganz auf Gott fokussierte „Finale“ der vorangegangenen „Tage aus Licht“ – jeder Tag zuvor existenziellen Elementen menschlichen Lebens zugeordnet.

Carlus Padrissa (La Fura dels Baus) inszeniert ein universales Spiel mit kreisenden Planeten, zauberhaften Engels-Chören, faszinierenden Licht-Bildern, Aktionen bestimmt durch geheimnisvolle Düfte, aufscheinende Chöre und ein dominierendes Orchester – endend mit einem kollektiven „Abschied“ des Publikums. Roland Olbeter gestaltet die omnipräsente Bühne, Chu Uroz entwirft magische Kostüme; mit Franc Aleu (Video), Andreas Grüter (Licht) und Kathinka Pasveer & Paul Jeukendrup (Klangregie) sind Magier ihrer Profession am Werk!

Csilla Csövári, Hubert Mayer, Anna Palimina, Noa Frenkel, Alexander Mayr, Michael Leibundgut, Maike Raschke, Jonathan de la Paz Zaens – sie werden als Sänger den komplex-kalkulierten Tönen Stockhausens empathisch-virtuos gerecht - so wie der WDR-Rundfunkchor (Leitung Rupert Huber), die Chöre der Cappella Amsterdam, des Estonian Philharmonic Chamber Choir, der Chor der Oper Köln perfekt-emotionalisierendes atonales Singen im Kollektiv demonstrieren.

Peter Rundel leitet die außerordentlich kreativ zusammenspielenden Musiker des Orchesters der ›musikFabrik‹ Köln in bewundernswerter Abstimmung!

Das Publikum – die einen Stockhausen-kundig, die anderen Event-aufgeschlossen, und einige offenbar den falschen Eingang zum Rheinpark verpassend – liegt, hockt, sitzt in den magisch illuminierten Räumlichkeiten, lässt sich gefangen nehmen von dem nicht analysierbaren Kosmos der Stockhausen-Klangwelt - und vielen eröffnet sich eine wieder belebte Welt von gläubiger Spiritualität. Der Kölner Oper gelingt zu Zeiten der Abwesenheit vom Riphahn-Bau ein großartiger Erfolg: Musiktheater einer neuen Dimension!

Franz R. Stuke







 

Fotos: Klaus Lefebvre