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Fakten zur Aufführung 

WO DIE LERCHE SINGT
(Franz Lehár)
15. August 2013
(Premiere)

Lehár-Festival Bad Ischl, Theaterhaus


Points of Honor                      

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Wiederbelebung einer Meisterrarität

Man sollte ins oberösterreichische Bad Ischl fahren, wenn man an Operettenraritäten interessiert ist. Denn das hier seit 1961 existierende Lehár-Festival in dem kleinen, anmutigen Städtchen am Fluss Traun, wo Franz Lehár von 1912 bis zu seinem Tode 1948 gelebt hat und viele musikalische Einfälle zu Papier gebracht hat, hat es sich zum Ziel gesetzt, neben Hits auch Vergessenes und Verborgenes aus dem Operettenschatzkästchen zu heben, vorzugsweise natürlich vom Meister selbst. Dieses Jahr ist es dem rührigen Intendanten Michael Lakner gelungen, ein weiteres Meisterwerk von Lehár auszugraben: Wo die Lerche singt.

1918 uraufgeführt, basiert diese Rarität auf dem Theaterstück Dorf und Stadt von Charlotte Birch-Pfeiffer, das ursprünglich im Schwarzwald spielte und mehrfach auch für andere literarische Vorlagen diente. Als es 1917 ins Ungarische übersetzt wurde, wurde es zur Libretto-Vorlage für den Komponisten, und man verlegte die Handlung einfach nach Ungarn. Das Libretto handelt von einem einfachen Mädchen vom Lande namens Margit, das vorübergehend mit dem Maler Sándor, der sie als Modell für ein Bild braucht, aus amourösen Gründen nach Budapest zieht. Nach einigem Hin und Her merkt sie aber, wo sie hin gehört und kehrt zu ihrem Bauernburschen Pista zurück, während sich der Maler wieder seiner Ex-Geliebten, der exzentrischen Sängerin Vilma zuwendet. Ein vorprogrammiertes Happyend also! Harmlos ist der Plot zweifellos und dramaturgisch nicht unbedingt stark. Aber das sind viele andere Werke dieses Genres auch nicht.

Dazu hat Lehár eine Unmenge an traumhafter, meisterlicher Musik in dunklem, ungarischen Kolorit geschrieben, dass man sich nur wundern kann, warum die Operette so in Vergessenheit geraten ist. Die verschwenderischen Einfälle sind zudem alle raffiniert instrumentiert. Neben schwungvollen Walzern finden sich auch fetzige Csárdás, Mazurkas … und alles verpackt in zu Herzen gehende Arien, Duette und Couplets, bei denen das Bittersüße, aber auch der Humor nicht zu kurz kommen. Viele Nummern haben zudem Ohrwurmcharakter, weshalb man sich auch entschlossen hat, die Produktion auf CD zu brennen.

Halbszenisch, steht im Programmheft, kann man jetzt diese rührende Geschichte im TheaterHaus Bad Ischl beim Lehár Festival erleben, was leicht untertrieben ist. Denn Regisseur und Choreograph Leonard Prinsloo lässt zwar ohne Kulissen und nur mit einigen Projektionen und Versatzstücken spielen, aber die gesamte Handlung ist trotzdem völlig durchinszeniert, nachvollziehbar und hat beträchtlichen Schwung. Da wird vor und seitlich des auf der Bühne sitzenden Orchesters und im Zuschauerraum mitreißend agiert. Der Chor muss sogar, und das gelingt ihm gar nicht schlecht, als Tanztruppe agieren.

Erstaunt ist man über das hohe Niveau der Sänger, das man ehrlicherweise hier nicht erwartet hätte und wofür man den Intendanten nicht genug loben kann: Mit jugendlichem Charme und reinsten, klaren und hellen Tönen singt die junge Sieglinde Feldhofer eine quicklebendige Margit. So manches lustiges Sprüchlein hört man vom Erzkomödianten Gerhard Ernst als ihr Großvater Török Pál, der auch sehr berührend singen kann. Miriam Portmann ist als Sängerin Vilma mit ihrer ungemeinen Präsenz und Stimmfülle eine Luxusbesetzung. Als luxuriös kann auch der Tenor von Jevgenij Taruntsov bezeichnet werden. Er singt den Maler Sándor betörend schön, mit wunderbarem Schmelz und strahlenden, völlig ungefährdeten Höhen. Von diesen fallen Wolfgang Gerold als eher blasser Baron Árpád Ferenczy und Florian Resetarits als Bauernbursche Pista, der mit gewöhnungsbedürftigem Timbre singt, doch etwas ab. Homogen und spielfreudig kann man auch den Chor des Hauses, der von Georg Smola verlässlich gut einstudiert wurde, erleben.

Mitreißend Schwungvolles kann Marius Burkert im Franz-Lehár-Orchester erwecken. Meist recht intonationssicher, manchmal zu sehr die Phonpegel aufgedreht, hört man die Musiker sehr vital und temperamentvoll spielen, wobei aber durchaus auf die Sentimentalität und Gefühlstiefe der Musik Bedacht genommen wird.

Zum Finale und auch schon zwischendurch gibt es immer wieder großen Jubel des begeisterten Publikums.

Helmut Christian Mayer

Fotos: Foto Hofer