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Fakten zur Aufführung 

HELLO, DOLLY!
(Jerry Hermann)
21. Juli 2013
(Premiere am 13. Juli 2013)

Lehár-Festival Bad Ischl


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Der Broadway liegt im Salzkammergut

Es ist kaum zu glauben, dass das Musical bei allen Voraufführungen in Detroit durchgefallen ist. Daraufhin mussten sich Jerry Herman als Komponist und Songwriter sowie Michael Stewart als Buchautor nochmals gehörig anstrengen: Erst die stark überarbeitete Fassung brachte im Jänner 1964 bei der Uraufführung im St. James Theatre in New York den erwünschten außergewöhnlichen Erfolg. Hello, Dolly! erhielt während seiner nun folgenden ununterbrochenen Laufzeit von acht Jahren mit über 2800 Vorstellungen elf Tony Awards und wurde nach Bocks Fiddler on the Roof zum bis dahin zweitgrößten Erfolg am Broadway. Die Verfilmung in Hollywood von 1969 mit Barbara Streisand in der Titelrolle, Walter Matthau als Horace Vandergelder und Louis Armstrong als Oberkellner Rudolph trugen zur weiteren Verbreitung des Musicals bei.

Ein Stück des genialen, österreichischen Dramatikers Johann Nestroy wurde zum Vorbild für dieses Libretto. Seine Posse mit Gesang Einen Jux will er sich machen – 1842 im Theater an der Wien uraufgeführt – diente dem amerikanischen Autor Thornton Wilder als Grundlage seines Stückes The Matchmaker, das 1954 beim Edinburgh Festival mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. Dieses Stoffs nahmen sich die beiden Autoren an und schufen daraus das Erfolgsmusical.

Heute zählt das Werk zum festen Bestandteil im Musical-Repertoire und ist weltweit ein ungeheurer Publikumserfolg geworden. So auch in Bad Ischl, wo man dieses Jahr erstmalig mit der Tradition bricht: Denn man spielt erstmalig im Congress- und Theater-Haus nicht nur Operette, sondern auch Musical! Und Hello, Dolly! entwickelt sich zu einem Riesenerfolg. Vor allem deshalb, weil man Leonhard Prinsloo die Inszenierung überlassen hat, was sich als goldrichtige Idee erweist, denn der gebürtige Südafrikaner ist nicht nur Regisseur, sondern auch Choreograph. Und so gelingt ihm, trotz der Enge der kleinen Bühne und trotz bescheidener Mittel, eine beinahe durchgängig choreographierte Bühnenshow der Extraklasse zu kreieren, in der jeder auf seine Kosten kommt. Ohne irgendwelche Aktualisierungsversuche, einfach zur Zeit, in der die Geschichte spielt, wird in einfachen, aber raffiniert eingesetzten, für den schnellen Umbau sehr praktikablen Kulissen ein glitzerndes Spektakel gezeigt, das das Publikum schon zwischen den einzelnen Nummern immer wieder jubeln lässt. Es gibt ständig Action und ständig etwas zu sehen. Aber nicht nur das famose Ballett besticht bei den Tanznummern, sondern auch der ausgezeichnete Chor, der von Georg Smola einstudiert wurde, wie alle anderen Protagonisten auch.

Der internationale Musicalstar Ann Mandrella ist die wahrscheinlich berühmteste Heiratsvermittlerin der Welt: Dolly Gallagher Levi. Großgewachsen beherrscht sie die Bühne mit enormer stimmlicher und tänzerischer Präsenz. Ihr Objekt der Begierde, der mürrische Geizhals Horace Vandergelder, wird von Kurt Schreibmayer ideal verkörpert. Er lässt nicht nur den Sinneswandel zum liebenswerten Geschäftsmann glaubwürdig erscheinen, er ist szenisch sehr präsent, was seine schon stimmlichen Schwächen ausgleicht. Caroline Vasicek ist eine liebreizende Irene Molloy. Tänzerisch, sängerisch und darstellerisch einfach eine Wucht sind die ständig herumflitzenden Temperamentbündel Boris Pfeifer als Cornelius Hackl und der blutjunge Debütant Benjamin Plautz in der Rolle des Barnaby Tucker. Gut besetzt sind auch die vielen kleineren Rollen, wie beispielsweise Ermengarde von Helena Sturm, Minnie Fay von Iva Mihanovic, oder Ambrose Kemper von Jan C. J. Liefhold.

Mit viel Drive, beinahe wie ein versiertes Broadway-Ensemble, spielt das Franz-Lehár-Orchester unter dem temperamentvollen, jungen Michael Zehetner, dass es einen nur so mitreißt.

Ovationen sind beim Schlussapplaus die Regel! Zweifellos kann sich Bad Ischl auch im 52. Jahr des Festival-Bestehens wieder profilieren. Für nächstes Jahr sind Gigi sowie der Graf von Luxemburg geplant.

Helmut Christian Mayer

Fotos: Foto Hofer