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Fakten zur Aufführung 

DER FLIEGENDE HOLLÄNDER
(Richard Wagner)
13. April 2013
(Premiere am 30. März 2013)

Theater für Niedersachsen, Hildesheim


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Gelungener Gastauftritt

Den fliegenden Holländer gibt es wirklich, davon war Richard Wagner überzeugt. Während einer stürmischen Seereise auf einem sehr kleinen Schiff hörte Wagner das Pfeifen des Windes im Takelwerk des Seglers. Das erschreckte den Komponisten so sehr, dass er sicher war, ein Schiff neben dem seinigen auftauchen und im Dunkel wieder verschwinden gesehen zu haben. Starr vor Schreck und seekrank musste er sich zwei Tage lang in der Kajüte des Kapitäns ausruhen.

Die Inszenierung im Theater für Niedersachsen versetzt wohl niemanden in eine Schockstarre, vielleicht aber in einen Moment des beglückten Staunens. Das liegt zum einen an der geänderten Besetzung: In der Titelrolle ist Johannes von Duisburg zu sehen, der nur an diesem einen Aufführungstag einen Gastauftritt hat. Der international bekannte Bassbariton ist spätestens seit seiner Rolle als Hans Sachs in der Jubiläumsinszenierung Die Meistersinger von Nürnberg bekannt und in der aktuellen Spielzeit auch am Großen Theater Warschau und am Theater St. Petersburg zu erleben. Zum anderen liegt es an dem großartigen Bühnenbild und den tollen Kostümen von Steffen Lebjedzinski. Geradezu episch ist es, als das Schiff des Holländers mit dem blutroten, zerrissenen Segel und der Mannschaft aus langhaarigen, rockig-harten Matrosen herein“segelt“. Auf halbrunden Holzbalken stehen sie und befreien ihre Gallionsfigur, den Holländer, vom Mast, an dem er wie tot hängt.

Alle sieben Jahre darf der Verfluchte an Land, um eine Frau zu finden, die ihm die Treue bis in den Tod schwört – nur dann wird er von seinem Schicksal, für immer über die Weltmeere zu segeln, befreit. Karsten Barthold lässt in seiner Inszenierung den Holländer nach einem völlig überzogenen Idealbild einer Frau suchen: eine Frau, die ihm, obwohl sie ihn nicht kennt, ewige Treue schwört. Es ist eine rein geistige, absolut nicht körperliche Liebe, die Barthold auf die Bühne bringt. Tatsächlich findet sich eine Liebende, Senta, die sich nicht glücklich in ihrem Leben wähnt und sich gerne ihrer Erlöserfantasie hingibt – sogar in den Tod geht sie für den Holländer.

Johannes von Duisburg braucht einen kurzen Moment, um stimmlich vollends in Wallung zu kommen – aber dann ist er da. Der Mann mit dem markanten Gesicht und diesem wunderschön dunklen Timbre gibt einen furiosen Holländer – ebenso stolz wie zart. Seine Angebetete Senta, die von Lauren Welliehausen gegeben wird, besingt ausdrucksstark ihren Willen, sich der wahrgewordenen Fantasie hinzugeben. Wunderbar, wie emotional sie im Duett mit von Duisburg von „des Weibes heil’gen Pflichten“ singt. Ihr Vater, der norwegische Seefahrer Daland, der zur Belohnung für seine Tochter Gold versprochen bekommen hat, wird von Levente György gesungen. Sein voluminöser Bassbariton unterstreicht seine wunderbare Bühnenpräsenz. Senta wird begehrt von Erik, einem Jäger, allerdings vergeblich. Christian S. Malchows kräftige Tenortöne können sie nicht beeindrucken, das Publikum allerdings schon. Neben ihm besticht sein Steuermann, Daniel Jenz, mit strahlend hellem Tenor und auch Sentas Amme Mary als Christina Baader hat einen strahlkräftigen Mezzo-Sopran.

Werner Seitzer führt sein Orchester präzise und absolut souverän durch die Partitur. Er hat nicht nur seine Musiker, sondern auch den von Achim Falkenhauser einstudierten (Seemanns-)Chor bestens im Griff.

Das Theater für Niedersachsen zeigt eine schöne, spannende und gut fassbare Inszenierung des Fliegenden Holländers. Besonders viel Applaus gibt es für die Titelpartie, aber auch die anderen Darstellerinnen und Darsteller werden herzlich bedankt.

Agnes Beckmann







Fotos: Andreas Hartmann