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Fakten zur Aufführung 

DIE FLEDERMAUS
(Johann Strauß)
7. April 2013
(Premiere am 7. Dezember 2012)

Theater Heidelberg

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Schrill, schräg und bunt

Die Figuren sind einer skurrilen Phantasie entsprungen, der man dennoch absurde Realität unterstellen könnte: Die Operetten-Menschen in der Fledermaus von Johann Strauß reagieren nämlich unverwüstlich normal, gerade weil sie ungeniert schrill ins Dickicht komödiantischer Verwerfungen geraten. Da will einer noch mal Party genießen, ehe er für ein paar Tage ins Gefängnis soll; da möchte ein Stubenmädchen höher hinaus ins erträumte Künstlerleben; da wirkt eine Ehefrau recht unzufrieden und traut sich dennoch nicht richtig ins Abenteuer hinein. Und wenn sich die Möglichkeit böte, dann würde die sinnliche Hitze des Augenblicks schnell wieder verschwinden. Und im Travestie-Kostüm fühlt sich gar ein Gefängnisdirektor wohl. Felix Austria, fällt einem dazu ein.

Aber Katzenjammer kommt nicht auf, auch wenn nach der wilden Party bei Prinz Orlofsky, während der hinter halb geöffneten Türen kräftig kopuliert wird, Eisenstein und Rosalinde wieder brav zueinander finden. Denn sie wissen doch, was sich gehört. Regisseur Antoine Uitdehaag hat aus der Fledermaus erst einmal ein abgefahrenes, buntes Spiel angerichtet, das mit den üblichen Versatzstücken des Genres gut umgeht und die Verwechslungs-Konstellationen in hohem Spieltempo durcheinander wirbelt. Da kommt Vergnügen auf, zumal die Kostüme von Erika Landertinger fröhlich-schräge Unbeschwertheit suggerieren, während die Bühne von Tom Schenk mit einigen Tür-Elementen Spielraum für jeden Unsinn der Protagonisten lässt.

Der erste Kapellmeister Dietger Holm findet gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester nach eher zögerlichem und mit einigen Ungenauigkeiten versehenen Beginn im dritten Akt zu temperamentvoller, impulsiver und attraktiver musikalischer Geste. Darstellerisch bewegt sich die Premiere auf hohem Niveau, denn das turbulente Geschehen läuft und läuft und läuft. Gesungen wird ordentlich. Kammersänger Winfrid Mikus als Eisenstein mit seinem charakteristischen Tenortimbre und Irina Simmes mit hell aufschwingendem Sopran als Rosalinde geben den guten Ton an; zauberhaft die leicht perlenden Koloraturen von Diana Tomsche als Adele, rund die Baritonführung von Marco Vassalli, der den Dr. Falke als Intrigant im Fledermausgewand zeigt. Süffig der Tenor von Angus Wood in der Alfred-Liebhaberrolle, und Kammersängerin Carolyn Frank darf mit Zobelpelz ihren Spielalt für einen blasierten bis amüsierten Prinzen Orlofsky einsetzen. Olaf Weißenberg spielt den vom Sliwowitz beseelten Gefängniswärter Frosch, der seinem Chef eher Last denn Hilfe ist: Wilfried Stabers stabiler Bass kommt gut zur Geltung. Adrien Mechler und Manuela Sonntag komplettieren als Dr. Blind und Ida das Ensemble; deftig agiert der Fledermaus-Chor, den Jan Schweiger profiliert.

Das Premierenpublikum ist von dem szenischen und musikalischen Schwank begeistert.

Eckhard Britsch

 





Fotos: Florian Merdes