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Fakten zur Aufführung 

THE BLACK RIDER
(Tom Waits)
21. April 2014
(Premiere am 21. Januar 2014)

Theater Heidelberg

Points of Honor                      

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Ein Jäger aus Kurpfalz

Klar doch, Regisseur Paul-Georg Drittrich und seine Ausstatterin Pia Dederichs wollen zeigen, was in ihnen und im Kultmusical The Black Rider steckt, das 1990 mit der Musik von Tom Waits, der Regiekunst von Robert Wilson und den Texten von William S. Borroughs in Hamburg uraufgeführt wurde und seither Erfolge feiert. Ein klassisches Schauermärchen wird erzählt, dessen Bühnenwirksamkeit schon Carl Maria von Weber mit seinem Freischütz erkannt hat. Ein dürrer Büroangestellter verliebt sich in die Försterstochter, die liebt ihn auch. Doch um zu freien, muss der fürs Jagdwesen völlig ungeeignete junge Mann mit dem Schießprügel umgehen lernen. Na ja, schließlich lässt er sich vom dunklen Gaukler Freikugeln schenken, verballert sie unnütz, um dann mit der letzten mitten ins Herz seines Mädels zu treffen. Denn der böse Stelzfuß reklamiert das Geschoss für sich, um seiner destruktiven Natur zu frönen.

Schade, das hätte was werden können mit den beiden Liebenden, so aber muss Florian Mania als figurentreuer Schreiber Wilhelm sein Käthchen, von Josepha Grünberg äußerst schrill gespielt, voller Verzweiflung in den Armen halten. Wiederbelebung zwecklos. Die Inszenierung versucht einen seltsamen Spagat, denn es soll eine ernsthafte Seite menschlichen Seins aufgezeigt werden. Der Wald ähnelt eher dem Großstadt-Dschungel, allerlei optische und szenische Zitatanspielungen erinnern an das Leid, das Menschen ihren Mitmenschen anzutun gewillt sind, wenn erst einmal die Hemmungen fallen. Das stimmt durchaus nachdenklich, doch der gute Wille verträgt sich weniger gut mit einer völlig überdrehten Ausstattung, einem wilden Hin und Her der Personenführung und einer Überfülle von Accessoires, die ja dann auch benutzt werden müssen.

Das einsatzfreudige Ensemble macht das Beste daraus, spielt sich und das Publikum schwindelig, denn Action heißt das Zauberwort des Abends. Intensiv stellt Steffen Gangloff den mephistophelischen Stelzfuß dar, und seine Songs lassen sich hören. Auch der Wilderer, Martin Wißner, der Jägerbursche Fabian Oehl, Andreas Seifert als Förster und Katharina Quast als dessen Frau sind passable, charakterisierende Besetzungen.

Die Band unter Leitung von Willi Haselbek macht ordentlich Dampf, hat Power und instrumentalen Pfiff. Das Premierenpublikum im Alten Saal ist hoch zufrieden und das Theatervölkchen von sich überzeugt.

Eckhard Britsch

 



Fotos: Florian Merdes