Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

SPUK IM HÄNDELHAUS
(Eberhard Streul
nach G. F. Händels Alcina)
11. Dezember 2012
(Premiere am 13. Oktober 2012
im Städtischen Museum Braunschweig)

Hannover, Freizeitheim Vahrenwald


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort



 

zurück       Leserbrief

Die böse Zauberin

Das Musikforum Niedersachsen ist ein ehrenamtlich arbeitender eingetragener Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Opernproduktionen für Kinder und Jugendliche herauszubringen, damit durch das Bundesland zu ziehen und so an der Basis, in Schulen und Jugendeinrichtungen, in Museen und so weiter Kinder für die Oper zu begeistern. Dafür stehen professionelle Sänger und Musiker zur Verfügung.

Die aktuelle Produktion ist Spuk im Händelhaus betitelt und verspricht „Ein musikalischer Kriminalfall für Zuschauer von 5 - 99 Jahren“ zu werden. Grundlage ist Händels Oper Alcina. Darin geht es um die gleichnamige Zauberin, die auf einer einsamen Insel lebt und dort alle Menschen, die in ihre Gewalt kommen, verzaubert, günstigstenfalls noch in Liebessklaven. Von dieser Grundsituation ausgehend, spielt die Handlung des Stücks im Londoner Händelmuseum. Dort gibt es ein Zimmer mit einem den ganzen Raum, hier die ganze Bühne, füllenden goldenen Bilderrahmen. Er zeigt die Sängerin Alcina von Wordsworth, die einst unsterblich in Händel verliebt war, in zeittypischem Gewand auf einer roten Chaise sitzend. Dort treibt eben diese Alcina nun ihr Unwesen und zieht Besucher, vor allem männliche, in ihren Bann. So auch den jungen Komponisten Christopher, der mit seiner Verlobten Andrea das Museum besucht. Auf einmal ist Christopher verschwunden, Andrea alarmiert den Museumsdirektor und einen etwas vertrottelten Polizisten. Sie sieht Christopher auf einmal im Bild, in den Fängen Alcinas, die seine Liebe gewinnen will. Der Museumsdirektor ist in Alcinas Zauberkräfte eingeweiht, ist ihnen selbst schon einmal erlegen, und kann nach und nach dabei helfen, den merkwürdigen Spuk aufzulösen, Alcina ein für alle Mal zu überlisten und ihre Zauberkräfte zum Erliegen zu bringen.

Die Verknüpfung von Händels Oper mit dieser anschaulich erzählten Geschichte funktioniert sehr gut, und auch musikalisch geht das Konzept auf. Es wird zwischendurch zwar recht viel gesprochen, aber die typischen Affektarien Händels, mit der Rahmenhandlung angepassten Texten, passen gut, um die Gefühle der Protagonisten zum Ausdruck zu bringen. Die fünf Darsteller werden von einem dreiköpfigen Ensemble aus Klavier, Cello und Flöte begleitet. André Hammerschmied, Dorothee Pöhl und Maren Schack musizieren stilsicher in dieser kammermusikalischen Formation.

Enke Eisenberg führt Regie und setzt die Handlung mit Spielwitz und klarer Bildsprache um, so dass auch die jüngsten Zuschauer ohne Schwierigkeiten verstehen, worum es geht. Denn die Textverständlichkeit vor allem in den mit Koloraturen gespickten Arien ist, wie in „großen“ Aufführungen meist auch, nicht immer optimal. Mit Hilfe der von Udo Herbster gestalteten Bühnenbilder und Kostüme – ein riesiger Bilderrahmen als Rahmen der gesamten Kulisse, ein Barockkostüm für Alcina und Alltagskleidung für die Darsteller aus der heutigen Zeit – entsteht mit einfachen Mitteln eine lebhafte Aufführung.

Die Darsteller sind mehr als Schauspieler denn als Sänger gefragt, in beiderlei Hinsicht finden sich Almuth Marianne Kroll als Alcina, Ilona Nymoen und Volker Thies als Liebespaar, Joachim Holzhey als Museumsdirektor und Tadeusz Galczuk als Polizist gut in ihre Rollen ein.

Das Publikum, das aus Grundschulkindern wie auch aus schon etwas älteren Schülerinnen und Schülern besteht, applaudiert am Ende begeistert, ist allerdings in der gut einstündigen Aufführung nicht immer mit voller Konzentration dabei. Die Inszenierung verknüpft auf intelligente Art und Weise alte Oper mit einer modernen, kindgerechten Geschichte, die Auswahl der Auszüge aus Händels Opernvorlage ist mit gutem Gespür für die Situationen des Bühnengeschehens ausgewählt. Ob das Stück beim Publikum an diesem Vormittag, trotz des lebhaften Beifalls, angekommen ist, bleibt wohl fraglich. Und das liegt nicht an der Aufführung, sondern an einer bei einigen der Schülergruppen offensichtlich nicht optimalen Vorbereitung auf das Ereignis. Da gibt es also Nachholbedarf.

Am Ende bleibt aber das Lob an das Musikforum Niedersachsen, das mit solchen ehrenamtlich realisierten Produktionen gutes Potential zeigen, musikvermittelnde Basisarbeit zu leisten.

Christian Schütte





Fotos: Musikforum Niedersachsen