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Fakten zur Aufführung 

DIE SCHNEEKÖNIGIN
(Daan Manneke)
18. Februar 2011
(Premiere: 26. Januar 2011)

Staatsoper Hannover, Ballhof Eins – Junge Oper


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Keine Chance für eisige Kälte

Hannovers frisch gegründete Junge Oper ist in die zweite Runde gegangen. Die Schneekönigin, nach dem berühmten Märchen von Hans Christian Andersen, in der Vertonung des niederländischen Komponisten Daan Manneke aus dem Jahr 2003 ergänzt den Spielplan jetzt als Produktion für die Altersgruppe bis zu acht Jahren. Sophie Kassies, ebenfalls Niederländerin, hat den Text dazu eingerichtet.

Im Zentrum stehen Kay und Gerda, die eigentlich nur gute Freunde sind, sich aber insgeheim doch lieben. Als beste Freunde gehen sie durch Dick und Dünn, bis Kay von einem Scherbenregen getroffen wird. Ein Splitter bleibt in seinem Auge hängen, er ist wie ausgewechselt, kalt und abweisend – der Bann der Schneekönigin hat seine Gefühlswelt vereisen lassen. Das Märchen erzählt davon, welche Unwägbarkeiten und Abenteuer Gerda bestehen muss, um Kay bei der Schneekönigin zu finden und ihn von dem Bann zu lösen. Für diese Geschichte über die Kraft der Liebe findet Regisseurin Dorothea Schroeder eine sehr poetische Bildsprache, die sowohl die Fantasie der Kinder anregt, aber auch dem erwachsenen Zuschauer Räume aufmacht, um über den tieferen Sinn der Geschichte nachzudenken. Nur wenige Requisiten deuten die Szene an (Bühne: Telse Hand), vor allem die sehr märchenhaft-fantasievollen Kostüme Jorine van Beeks erfüllen die Szene mit Leben – das kalte, aber auch berührende Gewand der Schneekönigin, die Kostüme der Sänger, die auf Gerdas Weg in ganz unterschiedliche Rollen schlüpfen: sprechende Vögel, kämpfende Ritter, Naturwesen aus dem Wald, irgendeine Art von Insekten und noch viel mehr. Dezente, aber aussagekräftige Lichteffekte von Detlef Splitt deuten Wald an, lassen es auf der Bühne schneien, machen aus dem mit durchsichtigen Vorhängen verhangenen Kronleuchter den Palast der Königin.

Die Schauspieler Anjorka Strechel und Peter Sikorski spielen Gerda und Kay so sympathisch, dass die jungen Zuschauer schnell ganz auf ihrer Seite sind. Von den acht Sängern hat nur die Schneekönigin selbst eine feststehende Rolle, die Tiina Lönnmark mit der nötigen Unnahbarkeit und sphärisch-hellem, strahlenden Sopran erfüllt. Das übrige Ensemble mit der Sopranistin Denise Fischer, den Mezzos Neele Kramer und Julie-Marie Sundal, den Tenören Goetz Phillip Körner und Seongsoo Ryu, Bariton Michael Chacewicz und Bass Daniel Eggert schlüpft in die unterschiedlichsten Gewänder und beweist die Qualitäten des stimmlich sehr verheißungsvoll zusammengesetzten Ensembles der Jungen Oper.

André Dolabella führt Sänger und Instrumentalisten zielstrebig durch Mannekes Partitur, die sich stilistisch sowohl an traditionellen Hörgewohnheiten orientiert, aber auch durchaus sehr neue Wege beschreitet. Das jedoch schien das fast ausschließlich aus Kindern bestehende Publikum überhaupt nicht zu stören, viele staunende Kommentare während der Vorstellung sprachen für große Anteilnahme am Geschehen auf der Bühne. Dass die Produktion ihr Publikum erreicht, kann wohl kaum einen schöneren Beweis darin finden, wenn am Ende einhellige Zugabe-Rufe den begeisterten Schlussapplaus säumen.

Christian Schütte

 







Daniel M. Kunzfeld