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Fakten zur Aufführung 

LA FILLE DU RÉGIMENT
(Gaetano Donizetti)
27. April 2011 (Premiere)

Staatsoper Hannover

Points of Honor                      

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Wenn Sie auf die erste Taste von links klicken, hören Sie das Interview, das Opernnetz-Korrespondent Christian Schütte mit Karen Kamensek geführt hat.

 
 

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Koloraturengefechte

Als Leichtgewicht zwischen der schweren Kost, den Premieren der beiden letzten Ring-Teile, hat sich die Staatsoper Hannover für eine konzertante Aufführung von Donizettis komischer Oper La Fille du régiment entschieden - trotz einiger Neuproduktionen in jüngster Zeit noch immer eine eher selten aufgeführte Oper des Italieners.

Die Geschichte von Marie, die als Säugling von den Soldaten des 21. Napoleonischen Regiments gefunden und aufgenommen wurde, zum Liebling der Truppe geworden ist und sich die Liebe zum Tiroler gegen einige Widerstände ihrer vermeintlichen Tante und tatsächlichen Mutter erkämpfen muss, ist einerseits dankbar für eine lebhafte szenische Umsetzung, andererseits steht die Geschichte selbst weniger im Vordergrund als die Singstimme als Träger ihres Ausdrucks, so dass eine Aufführung ohne Bühnenbild und Personenregie durchaus vertretbar ist. Die Lösung für die als konzertant angekündigte Produktion war tatsächlich eine doch sozusagen teilszenische. Das Orchester saß wie üblich im Graben, die Solisten agierten in das Millieu der Handlung und die Charaktere behutsam unterstreichenden Kostümen vor dem roten Vorhang, der sich immer dann öffnete, sobald der dahinter, vor einem weiteren roten Vorhang aufgebaute Chor zum Einsatz kam. Wenngleich die Klavierauszüge immer sichtbar auf Pulten lagen, so hatten doch alle ihre Partien weitgehend auswendig präsent und konnten ein lebendiges Spiel miteinander entwickeln. Die gesprochenen Dialoge zwischen den musikalischen Nummern fielen weg, stattdessen führte Dramaturgin Sylvia Roth mit pointierten Moderationen als Erzählerin durch den Abend.

Wenn ein Haus Sänger wie Nicole Chevalier und Sung-Keun Park im festen Ensemble hat, empfiehlt sich die Wahl dieses Stücks fast von selbst. Als Marie und Tonio gelingen beiden höchst virtuose stimmliche Porträts der Figuren, beide zeigen sich den akrobatischen Koloratur- und Höhenanforderungen absolut souverän gewachsen. Besonders bei Nicole Chevalier fasziniert immer wieder die schiere Selbstverständlichkeit, mit der sie sowohl die reichen Verzierungen als auch die immer wieder geforderten großen Intervallsprünge ihrer Partie völlig mühelos singt. Sung-Keun Parks Tenor könnte besonders im Piano sicher noch weniger nasal klingen, aber das fällt nichts ins Gewicht, die berühmten neun hohen Cs seiner Arie im ersten Akt kommen sicher und strahlend.

Das übrige Ensemble hat es dagegen schwer, hält den Ansprüchen aber in jeder Hinsicht statt: Julie-Marie Sundal mit ihrem satten Mezzo als Marquise de Berkenfield und Young Kwon mit satten, klangstarken Basstönen als Sulpice ebenso wie Shavleg Armasi und Seongsoo Ryu in den kurzen Partien als Hortensio/Corporal und als Paysan.

Dan Ratiu hat seinen Chor, von dem hier überwiegend die Herren zum Einsatz kommen, mit gewohnter Souveränität präpariert. Choristen, Solisten und das Staatsorchester werden von der künftigen Generalmusikdirektorin Karen Kamensek geleitet. Sie entwickelt mit dem präzise intonierenden und spielfreudigen Orchester einen flüssigen, leichten und schlackenlosen Klang, der den oft unterschätzen Donizetti ins rechte Licht rückt.

So ist diese Aufführung weit mehr als nur ein Pausenhäppchen zwischen den letzten beiden Hauptgängen dieser Spielzeit mit Siegfried und Götterdämmerung. Ein kurzweiliger, hervorragend gesungener Abend und ein vielversprechender vorgezogener Einstand der neuen Chefdirigentin. Begeisterter Beifall für alle Beteiligten.

Christian Schütte