Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

LA BATTAGLIA DI LEGNANO
(Giuseppe Verdi)
15. November 2013
(Premiere am 20. Oktober 2013)

Staatsoper Hamburg


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Ehedrama in politischen Krisen

Das Verdi -Jahr 2013 neigt sich seinem Ende zu, da meldet sich die Staatsoper Hamburg und beschert ihm einen fulminanten Abschluss. Innerhalb eines Monats bringt sie mit La Battaglia di Legnano, I due Foscari und I Lombardi ein Trio von Frühwerken heraus und bietet sie einzeln oder auch im Zyklus an. Eine Tagung zum Thema „Der Frühe Verdi“ und ein Vortrag von „Stimmpapst“ Jürgen Kesting über Verdigesang als Rahmenprogramm ergänzen das Projekt. Es liegt in der Hand eines Teams: Regie führt der Engländer David Alden, für Bühnenbild und Kostüme sind Charles Edwards und Brigitte Reiffenstuel verantwortlich, am Pult steht Intendantin Simone Young.

Den Anfang macht die zuletzt entstandene Oper, die 1849 in Rom uraufgeführte La Battaglia di Legnano. Hintergrund des Werks ist der historische Freiheitskampf der Italiener gegen Kaiser Barbarossa im 12. Jahrhundert. Er bildet die Folie für eine tragisch verlaufende Dreiecksgeschichte. Lida, die ihren Ehemann Rolando nur heiratete, weil ihr Geliebter vermeintlich fiel, erfährt, dass jener Arrigo nur schwer verwundet war und nun zurückkehrt. Was folgt, sind eine Reihe von dramatischen Konflikten zwischen den miteinander Verstrickten. In der für die Italiener siegreichen Schlacht von Legnano wird Arrigo tödlich verletzt, kann aber vor seinem Ableben noch Geliebte und Freund versöhnen.

La Battaglia di Legnano ist eine eminent patriotische Oper, in der der Chor eine tragende Rolle spielt. David Aldens Inszenierung aber stellt die privaten Konflikte in den Vordergrund und lässt die Solisten psychologisch gut nachvollziehbar agieren. Der Chor dagegen wird statuarisch geführt und nur zeitweise in das Geschehen integriert. Häufig singt er nur, wie Kommentatoren in der griechischen Tragödie, von einer Empore herunter, was immer wieder bildkräftige Tableaus ergibt. Die Kostüme von Brigitte Reiffenstuel, die stilistisch aus drei Epochen stammen, vermitteln Zeitlosigkeit genauso wie der dunkle Einheitsraum von Charles Edwards, dessen Hinterwand sich je nach Handlungsort ändert, sich mal öffnet und den Blick nach draußen freigibt oder von einem riesigen Schlachtgemälde bedeckt wird.

Für die erkrankte Alexia Voulgaridou springt kurzfristig Sara Galli ein. Dank ihres Einsatzes muss die Vorstellung nicht abgesagt werden. Um so schwerer fällt es, angesichts der plötzlichen Rollenübernahme die Leistung der Sopranistin kritisch zu würdigen. Die darstellerische Unbeholfenheit mag auf die kurze Probenzeit zurückzuführen sein, doch das sängerische Vermögen wird zur Bürde. Denn Galli kann die zwischen Gatten und früherem Geliebten stehende Lida, die eigentliche Zentralfigur der Oper, vokal in keinster Weise ausfüllen. Die Stimme ist für das Haus zu klein und technisch den beträchtlichen Anforderungen nicht ansatzweise gewachsen. Dafür sorgen die männlichen Protagonisten für sängerischen Glanz. Mit Yonghoon Lee ist ein Tenor zu hören, der aus dem Vollen schöpft, kultivierte Belcantoqualitäten verströmt und bombige Spitzentöne abliefert. Ebenbürtig behauptet sich neben ihm Giorgio Caoduro, dessen kerniger, sonorer Bariton dem Freund und Rivalen Rolando Glaubhaftigkeit verleiht. Tigran Martirossian trumpft als Barbarossa mit einem tiefschwarzen Bass auf. Simone Young, die Verdis originales Notenmaterial verwendet, sorgt an der Spitze der ihr aufmerksam folgenden Hamburger Philharmoniker mit straffen Rhythmen und pulsierendem Brio für eine packende Interpretation. Dabei vergisst sie nie die Sänger, atmet mit ihnen sichtbar mit und gibt ihnen, vor allem Sara Galli, vom Pult aus jegliche dirigentische Unterstützung. Der Chor der Staatsoper, den der gerade von der Berliner Staatsoper in die Hansestadt gewechselte Eberhard Friedrich einstudiert hat, prunkt nach etwas wackligem Beginn mit homogener Opulenz.

Das Publikum spendet im gut besuchten Haus freundlichen Applaus.

Karin Coper







Fotos: Bernd Uhlig