Dramatisches Singen
Turandot konzertant in Hagen: Das Konzert wird zu einem Puccini-Erfolg imaginativer Musik und dramatischen Gesangs.
Das gut motivierte Philharmonische Orchester Hagen ist auf der Bühne platziert; Florian Ludwig leitet pointiert, aktiviert die korrespondierenden Instrumentengruppen, führt zu einem differenzierten Klang, antizipiert die Arien der hinter ihm positionierten Solisten.
Alfanos durchaus umstrittene Vervollständigung des Puccini-Torsos wird nachvollziehbar gewählt: Es geht eben nicht um dramatische Beziehungen zwischen gespaltenen Charakteren, sondern um die bewundernswerten Puccini-Klänge: Und da ist Alfanos zusammengestelltes Finale zwar keine Lösung des Turandot-Calaf-Konflikts, aber eine bewundernswerte Kompilation der vorangegangenen genialen Musik, uraufgeführt 1926, zwei Jahre nach Puccinis Tod. Und die Hagener Philharmoniker werden diesem Anspruch durchaus gerecht.
Emmanuel di Villarosa singt – nach einiger Vorbereitung – einen strahlenden Calaf, beeindruckt mit sicheren Höhen auf einer kraftvollen Mittellage mit individuellem Timbre. Adreana Kraschewski gibt der Liu intensive liebend-entsagende Statur, überzeugt mit einer biegsamen Stimme. Rainer Zaun ist ein gequälter Timur, stimmlich souverän. Raymond Ayers, Richard van Gemert, Jeffery Krueger geben Ping, Pang, Pong hintergründig-„komischen“ Ausdruck; Thomas Schelers Altoum wirkt erhaben-sonor.
Mit Jordanka Derilova beherrscht eine außerordentlich stimmstarke Turandot das Podium: voluminös in der Präsentation, sicher in den Registerwechseln, hart in der Artikulation, absolut höhensicher - allerdings mit übertriebenen Schärfen in den dramatischen Passagen.
Das Hagener Publikum ist angetan von diesem virtuosen Angebot – offenbar erfreut über die musikalische Kompetenz „ihres“ Hauses!
Franz R. Stuke
|