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Fakten zur Aufführung 

ALESSANDRO STRADELLA
(Friedrich von Flotow)
9. Februar 2012
(Premiere am 28. Januar 2012)

Stadttheater Gießen


Points of Honor                      

Musik

Gesang

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Nach der Aufführung

Christian Steinbock, Musikdramaturg am Stadttheater Gießen, über die Auswahl und Besonderheiten des Stückes Alessandro Stradella aus musikalischer Sicht. (3'52).


 

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Stradellas Himmelfahrt

Alle Welt kennt Flotows Martha; aber allein das Gießener Theater erinnert an den 200. Geburtstag des so melodienreichen „Romantikers“ – angemessen würdig und szenisch spektakulär.

Allessandro Stradella, ein vergessener Barock-Komponist und -Sänger, wird als unwiderstehlicher Charmeur von seinem spießig-rachsüchtigen Rivalen durch gedungene  Mörder verfolgt und als vom Volk gefeierter Sänger ermordet.

Roman Hovenbitzer macht aus dieser Opern-Petitesse ein quirliges Bühnen-Spektakel, leichthin präsentiert, barocke und romantische „Dramatik“ lustvoll karikierend, aber durchaus mit ironischer „Spiritualität“.

Hermann Feuchter präsentiert dazu ein Szenario mit allen Möglichkeiten der imaginierenden Bühnen-Technik – schwebende Engel, aus Pappkartons lamentierende Protagonisten, Drehbühnen-Effekte  mit wechselnden Wänden frivol-erotischer Malerei. Höhepunkt: Stradellas „Himmelfahrt“.

Corey Bix singt den „unsterblichen“ Sänger mit flexiblem Tenor und verlässlicher Mittellage – allein, es fehlt ihm das „Himmlische“ des imaginierten „Göttlichen“ – da steht das Kostüm für die Faszination. Aber wer kann denn schon „überirdisch-himmlisch“ singen?  Anna Gütter gibt eine kess-erotische Leonore, stimmlich permanent präsent. Stephan Bootz ist der eifersüchtig-besitzergreifend reiche betrogene Bräutigam – man erinnert den Doktor Bartolo und sein Mündel in Rossinis Barbier – mit stimmlicher Kompetenz. Als käufliche Filous agieren Torni Wendt und Wojtek Halicki-Allica mit variablen Stimmen.

Der Gießener Chor in der Einstudierung von Jan Hoffmann agiert angemessen flexibel und singt freudig die eingängigen Flotow-Passagen.

Um in die locker-zitatenreiche Musik Flotows zu finden, brauchen die Musiker des Philharmonischen Orchesters Gießen einige Zeit, ehe es Jan Hoffmann gelingt, den multi-inspirierten romantischen Flotow-Klang mit differenzierten Hörnern und Streichern adäquat zu vermitteln.

Das offen-erwartungsvolle Gießener Publikum findet sich rasch in das so abstruse Geschehen ein, reagiert  spontan  -  stellt sich  aber die Grundsatz-Frage: „So what?“  Die immanente Antwort ist klar:  Ihr Theater präsentiert fantasievolle  Illusion zu Zeiten knallharter Existenz-Bedrohung – mit Appellen zur Nachdenklichkeit stiftenden Unterhaltung. 

Franz R. Stuke

Fotos: Dietmar Janeck