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Fakten zur Aufführung 

DER ROSENKAVALIER
(Richard Strauss)
31. Mai 2013
(Premiere)

Musiktheater im Revier Gelsenkirchen


Points of Honor                      

Musik

Gesang

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Zeitlos schön

Zu den fruchtbarsten künstlerischen Kooperationen in der Geschichte der Oper gehört ohne Zweifel die Zusammenarbeit zwischen Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Sechs Libretti schrieb Hofmannsthal für Strauss, unter anderem für Elektra und Die Frau ohne Schatten. Das beim Publikum erfolgreichste gemeinsame Werk der beiden ist ohne Zweifel Der Rosenkavalier. Der bedeutendste Opernkomponist in der direkten Nachfolge Richard Wagners nimmt sich beim Rosenkavalier allerdings Wolfgang Amadeus Mozart zum Vorbild. Dank Hofmannsthals Libretto, das Platz für philosophische Reflexionen über den Menschen und sein Verhältnis zur Zeit einräumt, stellt Der Rosenkavalier eine Opera buffa mit viel Tiefgang dar. Das spiegelt sich auch in der Musik wider, schwingt doch hinter der vermeintlichen Wiener-Walzer-Seeligkeit eine Komplexität mit, die den Komponisten der Elektra kaum verleugnet.

Philipp Harnoncourt inszeniert die Geschichte um den jungen Octavian, seiner Affäre mit der Feldmarschallin, dem rüpelhaften Baron Ochs auf Lerchenau und Sophie, mit der Octavian schließlich zusammenfindet, in einem zeitlosen Raum. Mit einem guten Auge fürs Detail und viel Gespür dafür, wann Tempo gefragt ist und wann Innerlichkeit, gelingt Harnoncourt eine überzeugende Regiearbeit, die beiden Seiten des Werks, der komischen und der dramatischen, vollauf gerecht wird. Die Inszenierung fesselt vom ersten bis zum letzten Takt mit derselben suggestiven Kraft, mit der Strauss’ Musik den Zuhörer in ihren Bann zieht. Das von Renate Martin und Andreas Donhauser geschaffene Bühnenbild zeichnet sich durch Funktionalität aus. Mit fortlaufender Dauer wird der Bühnenraum immer abstrakter, bis ganz zum Schluss nur noch eine Rampe übrigbleibt, auf der – in rotes Licht gehüllt – Octavian und Sophie miteinander verschmelzen.

Getragen wird die Inszenierung letztendlich durch ein ausgezeichnetes Ensemble. Petra Schmidt gelingt eine äußerst facettenreiche Darstellung der Feldmarschallin. Im Bett mit Octavian zeigt sie eine sehr weibliche, erotische Frau, die peu à peu die Reife ihres eigentlichen Alters verrät. Dies schlägt sich auch in ihrer Stimmführung nieder, in der Schmidt mit einer subtilen Dramatik zu gefallen weiß. Michael Tews gibt den Baron Ochs auf Lerchenau überzeugend als rüpelhaften Prahlhans – eine Paraderolle für den Bassisten. Nadja Stefanoff überzeugt in der Hosenrolle des Octavian, den sie mit jugendlichem Eifer genauso überzeugend darstellt wie den Rollenwechsel als Marandel. Das muss einem erst einmal gelingen: Als Frau einen Mann spielen, der sich innerhalb des Stücks als Frau verkleidet. Die Stimme Stefanoffs schwebt mit jugendlichem Elan über der Bühne. Alfia Kamalova spielt eine anfangs naive und zuckersüße Sophia. Auch Kamalova weiß mit makellosem Gesang zu überzeugen.

Unter der Leitung von Rasmus Baumann beweist die Neue Philharmonie Westfalen, auf welch hohem Niveau sie Richard Strauss’ Musik zu spielen vermag. Ein musikalisches Freudenfeuer an Klangfarben stürzt auf das Publikum ein, ohne dass der Orchesterklang die Sänger von der Bühne fegt. Die Abstimmung zwischen Ensemble und Musikern ist durchweg gelungen.

Das Publikum bedankt sich mit freundlichem Applaus. Vor allem Nadja Stefanoff erntet Bravo-Rufe. Doch nach über drei Stunden fehlt es ein wenig an Euphorie. So positiv der Applaus auch ist, für diesen gelungenen Opernabend ist das eigentlich zu wenig.

Sascha Ruczinski







Fotos: Karl Forster