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Fakten zur Aufführung 

KIND UND KÖNIG
(Carsten Kirchmeyer)
21. Dezember 2011
(Premiere am 20. November 2011)

Musiktheater im Revier,
Gelsenkirchen


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Neues ohne Naivität

Mit einem Königreich, in dem sich Kinder nicht aufhalten dürfen, in dem Lachen und Singen verboten sind, stimmt etwas nicht. Das merkt der Knabe Lars schnell, und das merken auch rund 300 Grundschulkinder, die an diesem Morgen das Musiktheater im Revier besuchen, um sich die Kinderoper Das Kind und der König anzusehen.

Mit Rückgriff auf die französische Oper Mignon von Ambroise Thomas hat Carsten Kirchmeier das Stück inszeniert und den Text verfasst. Er präsentiert eine klar gegliederte, durchsichtige und witzige Geschichte um den Jungen Lars, der die etwa 6 bis 11 Jahre alten Besucher gut folgen können. Dirk Erdelkamp setzt in seinem Arrangement Melodien von Bizet über Puccini und Rossini bis zu Verdi für ein Sextett zusammen und verleiht dem Text von Kirchmeier die musikalische Lebendigkeit. Dabei ist den beiden ein Kunstgriff gelungen, der für Zuhörer dieses Alters selten ist: Die Geschichte wird erzählt, indem die einzelnen Figuren mit kurzen Sprechpassagen, dann mit Sprechgesang und schließlich auch mit Solopartien ihren Part vortragen. So erfolgt der Übergang zur ungewohnten Form der Arie quasi fließend, manchmal fast unbemerkt, er wird von den Kindern beinahe    „natürlich“  wahrgenommen, - erstaunlich und erfreulich.

Ähnlich selbstverständlich agieren und singen die Figuren des Stückes. Rebecca Engel gibt einen jugendlichen Lars mit schöner, ausdrucksstarker Stimme. Als ihr Gegenüber tritt Tomas Möwes als manchmal etwas unbeholfener König auf, der mit seinem Tenor die nötige Seriosität seiner Figur, aber auch ihre unsicheren Gefühle ausdrückt. Elise Kaufmann als seine Zofe Ilse trägt einen etwas gicksigen Sopran vor, der ihrer Rolle ein wenig Schrulliges gibt. Holger Ries´ Harlekin/Clown Nepomuk wird schnell zum Liebling der Zuhörer, sein fülliger Tenor zeichnet sowohl die komischen wie die ernsten Seiten seiner Rolle und ist besonders gut zu verstehen. Almuth Herbst als  Serpentia liefert die passende Klangfarbe zum biestigen Charakter ihrer Rolle als strenge Schwester des Königs. Elise Kaufmann, Almuth Herbst und Gerda Levers ergänzen in weiteren kleinen Partien die lockere, aber keineswegs überzogene Stimmung des Stückes. Dirk Erdelkamp, selbst am Piano, lässt Istvan Karacsonyi, Elena-Juliana Münch, Verena Nassall, Susanne Wahmhoff und Günter Jackowiak aus der Neuen Philharmonie Westfalen frisch aufspielen, die Musik trägt die heitere Note der Inszenierung und kommt den jungen Zuhörern sehr entgegen.

Die Bühne hat Stefan Oppenländer mit mehreren großen Dreieckssäulen bestückt, die zum Königssaal, zum Kerker, zum Wald oder zum Schlafgemach des Königs auf offener Bühne umarrangiert werden. So erfahren die Zuschauer ganz nebenbei noch etwas über die Arbeit des Theaters.

Inszenierung und Musik präsentieren ein flottes Stück mit Tempo und in fröhlichem Grundton, das auf „Verkindlichungen“ weitgehend verzichtet. Auch eine Lehrerin lobt den „professionellen Charakter“ der Aufführung. Die Kinder bedanken sich mit ehrlichem Beifall, einige „Buhs“ gelten der Figur der Königsschwester, sicher nicht der Sängerin.

Horst Dichanz



Fotos: Musiktheater im Revier