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Fakten zur Aufführung 

SUGAR - MANCHE MÖGEN'S HEIß
(Jule Styne, Bearbeitung Christoph Schöpsdau)
17. August 2012
(Premiere)

Papageno Musiktheater am Palmengarten, Frankfurt


Points of Honor                      

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Pralles Theaterleben

Der Naivling im Federkleid darf getrost als die populärste Figur der Operngeschichte gelten. Papageno heißt der nette Bursche aus der Zauberflöte, und er ist Namenspate für ein bezauberndes Theater: „Papageno Musiktheater“ heißt der muschelförmige Zeltbau am Palmengarten Frankfurt, und im äußerst gepflegten Haus mit 199 Plätzen fühlt sich das Publikum ganz einfach wohl und hat viel Spaß, denn die künstlerische Qualität stimmt ebenso wie das Ambiente. Kurzum: Kann man hingehen!

Seit 15 Jahren besteht das Papageno-Musiktheater, gegründet hat es ein positiv Theater-Verrückter: Hans-Dieter Maienschein. Der heute 54-Jährige zog schon im zarten Knabenalter mit einem Bollerwagen umher, um andere Kinder mit selbsterfundenen Theaterstücken zu unterhalten. „Leuchtende Kinderaugen“ waren und sind der Lohn. Kaum erwachsen, streifte er nach einem Intermezzo als Nachrichtensprecher 15 Jahre lang mit seinem Kindertheater durch Europa, ehe er auf die Idee kam, sesshaft zu werden. Wo? Natürlich im Geburtsort Frankfurt.

Papageno? Klar doch, den gefiederten Gesellen spielte er 1998, als er mit seinem Ensemble am Palmengarten einen Saal als Spielstätte bekam. Dann ging’s weiter in ein Zirkuszelt, das einem Platzregen nicht standhielt. Dieter Kürten, der charmante Sportmoderator, schaffte die Verbindung zu Dietmar Hopp (ja der von SAP und 1899 Hoffenheim!), und im Januar 2003 wurde das jetzige Theaterhaus eröffnet. Über stählerne Bögen ist eine Membran gespannt, auf steil ansteigender Tribüne finden 199 Zuschauer Platz. Das Ding erinnert von außen entfernt an die Raupe Nimmersatt, und ebenso hungrig sind Maienschein plus Ensemble aufs Theaterspielen, auf die Umsetzung von Ideen, die oft dem Leitstern folgen: „Wie kann ich eine Oper zu einem bezaubernden Abend fokussieren?“. Kennen Sie Puccini oder Rossini als Komponisten-Konzerte sind Ideen, mit denen angehende Opernsänger sich bewähren können. Oder Paul McCartneys Liverpool Oratorio vor drei Jahren wird zum Exklusiv-Ereignis, zu dem der Meister selbst einen Blumenstrauß nebst Widmung fürs Gästebuch geschickt hat.

Jetzt zum Start der 15. Saison ergötzt sich das Premierenpublikum an Sugar – Manchen mögen’s heiß. Maienschein hat es in der raffinierten Ausstattung von Annette Finze inszeniert, Maienschein spielt den Musikus Jerry, dem im Film Jack Lemmon die Figur leiht. Und Sugar ist die bezaubernde Semira Samar, deren Stimme allerdings noch ins Musical-Format hineinwachsen darf. Aber gespielt wird umwerfend, die Situationskomik dieser musikalischen Komödie, in der Männer sich zu Frauen verkleiden, um einen Job in der Frauenband zu bekommen, wird voll ausgekostet. Tempo und Spielwitz lassen nichts zu wünschen übrig. Sven Marko Schmidt spielt den Musiker Joe, im Film lässt Tony Curtis seine schönen Augen schimmern. Renate Gärtner als Bandleaderin, Tim Grothe als überforderter Manager und Andreas Kaun als kauziger Heiratskandidat Sir Osgood Fielding profilieren sich im optimal besetzten Ensemble. Flott spielt die kleine Combo auf, und am Ende ist das Publikum begeistert.

Ein paar Daten: Rund 260 Aufführungen bietet das Papageno-Musiktheater pro Jahr für Erwachsene und Kinder an; Operette, Musical, Opern-Schauspiel, Konzerte. Großes Kinderprogramm, von der kleinen Zauberflöte bis Peterchens Mondfahrt, vom Aschenputtel bis Tom Sawyer, von Pippi Langstrumpf bis Pinocchio. Träger- und Forderverein sorgen ebenso für den Bestand wie städtische Förderung und verschiedene Sponsoren. Ums blanke Überleben wie so viele Kleintheater muss das „Papageno“ nicht mehr fürchten. Es hat sich etabliert. Aber den Garantieschein für weitere 15 Jahre erarbeiten sich Hans-Dieter Maienschein und sein Ensemble jeden Abend durch überzeugende künstlerische Qualität neu.

In der Jubiläumssaison sieht das Abendprogramm neben Manche mögen’s heiß unter anderem noch den Zigeunerbaron und die Fledermaus von Johann Strauß vor, dann die Musicals My fair Lady und Don Quichote, McCartneys Liverpool Oratorio, die festlichen Opernabende Kennen Sie Verdi? und Kennen Sie Mozart? sowie die Operneinakter Bajazzo und Gianni Schichi.

Eckhard Britsch

Fotos: Laura Nickel