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Fakten zur Aufführung 

GIULIO CESARE IN EGITTO
(Georg Friedrich Händel)
2. Dezember 2012
(Premiere)

Oper Frankfurt


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Charmante Abendgesellschaft

So schön kann Händel sein, wenn dessen bekannteste Oper Giulio Cesare in Egitto so transparent und entspannt inszeniert wird wie von Johannes Erath an der Oper Frankfurt, und wenn – vor allem – so hinreißend schön musiziert und gesungen wird. Erik Nielsen dirigiert das Frankfurter Museums- und Opernorchester, das in historischem Kontext feinfühlig die Klangfarben dekliniert und die barocken Affekte ohne Übertreibungen genau aussteuert. Zudem lässt Nielsen in den Wunschkonzert-Arien aus ruhigen Tempi heraus den Solisten Zeit, ihre Phrasen und Koloraturen außerordentlich attraktiv auszusingen.

Der Römer Cäsar kämpft hier nicht in Gallien, sondern es hat ihn in Verfolgung seines Gegenspielers Pompeius nach Ägypten verschlagen. Dort neiden sich die schöne Cleopatra und ihr Bruder Tolomeo die Königskrone. Beide wollen Cäsar zum Verbündeten, und Tolemeo schenkt dem Römer den Kopf des Pompeius in einer Hutschachtel als Morgengabe. Cäsar ist entsetzt, will er sich doch als Gutmensch stilisieren, und die trauernde Witwe Cornelia schmiedet gemeinsam mit Sohnemann Sesto finstere Rachpläne. Da ist also ordentlich was los, doch die Regie lässt das Ganze in der lichten Bühne von Herbert Murauer wie eine angenehme Abendgesellschaft ablaufen. Garniert mit schönen Videosequenzen von Bibi Abel, die auf die vielen Verfilmungen des Stoffes verweist, gehen die Figuren fast leichten Sinnes aufeinander los, denn alles wird zum Spiel, und die Wutausbrüche der verschiedenen Akteure wirken augenzwinkernd.

Natürlich, die Frauen wollen zwischendurch alle sterben, damit sie die innigen Schmerzensarien ausleben können. Brenda Rae stellt hinreißend ausgefeilte Koloraturen für die Cleopatra bereit, während Tanja Ariane Baumgartner der Cornelia eine betörend schöne Altstimme leiht. In der Hosenrolle des Sesto überzeugt Paula Murrihy mit locker-hellem Sopran. In der Titelpartie bewegt sich Michael Nagy agil in der Szene und hat einen kernigen, aber angenehm timbrierten Bariton zu bieten; sein Adjudant Curio ist mit einem kultivierten Bariton besetzt, Sebastian Geyer heißt er, vor Jahren schon in Heidelberg ein gefeierter Don Giovanni. Tolomeo wird von Counter Matthias Texroth als leicht irrer Typ verkörpert, auf seine Stimme kann er sich immer verlassen. Simon Bailey gibt dem intriganten Heerführer Achilla schlanken Bass, und Countertenor Dmitry Egorov stellt den Nireno als schrägen Burschen dar, der nicht so recht weiß, wem er am besten seine Loyalität anbieten soll. In den Kostümen von Katharina Tasch, man fühlt sich in einen lockeren Freundeskreis versetzt, finden sich kleine, humorvolle Zitatanspielungen an die gute alte Römer- und Ägypterzeit.

Das Premierenpublikum ist begeistert und feiert seine netten Helden.

Eckhard Britsch





Fotos: Wolfgang Runkel