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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERTRÖTE
(Marie-Helen Joël)
6. Januar 2013
(Premiere am 4. Januar 2013)

Aalto-Theater Essen


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Die Tröte trötet - sonst nichts

Gleichgültig, wer das große, gewundene Horn in die Hand nimmt und versucht , es zu spielen - die Tröte trööötet, sie zaubert nicht, sie klingt nicht wie eine Zauberflöte, sie macht nur ein hässliches Geräusch – und Spaß, viel Spaß.

Das Stück, das Marie-Helen Joël als Familienoper getextet und inszeniert hat, greift in stark vereinfachter Form auf Figuren und Musik von Mozarts Zauberflöte zurück und bietet in einem flotten Crossover gleichzeitig fröhliche Unterhaltung und vorsichtiges Heranführen von Kindern an Opernliteratur. Mit fünf Personen ist das Stück überschaubar, bekannte Unterhaltungsklassiker wie Tea for two oder Kiss wechseln sich ab mit ebenso bekannten Arien oder Anspielungen aus der Zauberflöte, die Christina Clark mit hellem Sopran als Miss Betterknower und Marie-Helen Jöel als Fräulein Vorlaut und Erzählerin überzeugend singen. Auch Matthias Koziorowski als Tamino, Thomas Hohler als Maskenbildner und Michael Haag als Hausmeister Michael passen spielerisch und stimmlich bestens in dieses Stück, in dem Melina Rosenbaum bei den Kostümen schräg und knallig zugreifen kann. Thorsten Macht und Daniel Schulz haben eine Bühnengestaltung mit mehreren gut unterscheidbaren Spielplätzen geschaffen, sie nutzen die Zuneigung von Kindern für Tiere für zahlreiche Überraschungen. Während Clarks Miss Betterknower immer wieder für schrille Aufregungen sorgt, bringt Joël als Fräulein Vorlaut eher ruhige Elemente in die Aufführung. Die fünfköpfige Band, für die Heribert Feckler die Arrangements geschrieben und einstudiert hat, beherrscht auch in kleiner Besetzung das klassische Repertoire der Arien ebenso wie flotte Songs, bei denen Kinder und Eltern richtig mitgehen.

Das Stück ist für Kinder ab dem Grundschulalter, also ab sechs Jahren eingerichtet. Diese Altersempfehlung gilt aber nur für Kinder, die schon gewisse Vorerfahrungen aus dem Elternhaus mitbringen. Ungeübte werden ihre Probleme mit den Doppelbesetzungen, aber auch mit den Arien haben, die für sie doch eine ungewohnte Form musikalischen Ausdrucks sind, obwohl sie auch untereinander musikalisch vielfältig, aber weniger formal kommunizieren. So wenden sich einige Jüngere nach einer Weile des Zuhörens spannenderen Tätigkeiten zu. Der etwa 8-jährige Luca findet einige Einrichtungen unter den Sitzen, die er im Dunkeln erkundet, spannender als das Bühnengeschehen, Michaela schaut sich eher nach anderen Mädchen ihres Alters um, und Uwe sitzt versonnen auf Papas Schoß und lauscht, eng an ihn geschmiegt, ganz vertieft dem Geschehen auf der Bühne: geteilte Aufmerksamkeit während der Aufführung - Normalverteilung.

Dem Multitalent Marie-Helen Joël, gleichzeitig Leiterin der Musiktheaterpädagogik am Aalto-Theater, gelingt mit der Zaubertröte eine Inszenierung, die den Schauspielern viel Platz für ihre Rollengestaltung lässt und der Phantasie der Kinder viel Anregungen zum Weiterspinnen gibt. Nebenbei und sparsam, dazu witzig arrangiert, bekommen sie erste Geschmacksproben aus dem klassischen Opernrepertoire serviert. Eltern und Kinder fühlen sich bestens unterhalten und bedanken sich mit minutenlangem Beifall - schon nachmittags um vier Uhr.

 

Horst Dichanz

 

Fotos: Saad Hamza