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Fakten zur Aufführung 

MISSION
(Cecilia Bartoli)
31. Mai 2013
(Konzert)

Philharmonie Essen,
Alfried-Krupp-Saal


Points of Honor                      

Musik

Gesang

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In barocker Mission

Die Welt der Oper kennt neben ihrem mannigfaltigen Theaterbetrieb auch ein Starsystem. Erfreulich ist, wenn ein solcher Star sich die Ehre gibt und nicht das übliche, zu erwartende Repertoire herunterspult, sondern seine Popularität dazu nutzt, das Werk eines eher unbekannten Komponisten aus dem Meer des Vergessens zu heben und ihm so ein neues Publikum gewinnt. Vor diesem Hintergrund kann man Cecilia Bartolis Mission sehen. Wäre die Mezzosopranistin ein Rockstar, könnte man sagen, sie wäre gerade mit ihrer Band I Barocchisti, mit der sie bereits die CD Mission eingespielt hat, auf Tournee. Auf dem Programm stehen Arien des Komponisten Agostino Steffani.

Steffani, 1654 in Venetien geboren, prägte das frühe Opernleben in Deutschland. Er wirkte in München, Hannover und Düsseldorf. In Paris lernte er das Werk Jean-Baptiste Lullys kennen, das ihn beeinflusste. Steffani selbst wirkte auf Georg-Friedrich Händel, dem er in Hannover und Düsseldorf begegnete. Der Komponist war zudem auch als Geistlicher und als Diplomat tätig. 1728 starb er in Frankfurt an einem Schlaganfall. Das Konzert im Alfried-Krupp-Saal in Essen umfasst Ausschnitte aus 26 Jahren Opernschaffen – von der Ouvertüre aus Marco Aurelio von 1681 bis zu einer Arie aus Arminio von 1707.

Bartolis Stimme schwebt oft wie ein Hauch durch die Luft. Was dann fragil wirkt, verrät die Makellosigkeit, mit der Steffanis Melodien vorgetragen werden, Gesang auf qualitativ höchstem Niveau, ein spannungsvolles Wispern. Hohe Tempi beherrscht die Mezzosopranistin virtuos. Der stimmlich starke Ausdruck wird von einer vibratolosen Stimme getragen. Das Zusammenspiel mit dem Orchester funktioniert ausgezeichnet. In Duetten mit den Solisten an der Trompete, der Oboe oder der Violine bleibt auch Raum für humorvolle Momente.

Zum Gelingen des Konzerts haben die Musiker der I Barocchisti, ein Orchester, das auf historischen Instrumenten spielt, einen großen Anteil. Unter der Leitung ihres Dirigenten Diego Fasolis zeigt sich, wie frisch diese vor mehr als 300 Jahren komponierte Musik auch heute noch klingt.

Das Publikum feiert Cecilia Bartoli und die Musiker mit warmherzigem Applaus und stehenden Ovationen. Die Gefeierte wiederum revanchiert sich mit vier Zugaben. Das Konzert macht jedenfalls Lust darauf, die Musik Agostino Steffanis neu zu entdecken – vielleicht auch mal im Rahmen einer Opern-Inszenierung.

Sascha Ruczinski







Fotos: Sven Lorenz