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Fakten zur Aufführung 

L’ELISIR D’AMORE
(Gaetano Donizetti)
22. Mai 2011 (Premiere)

Parktheater Eindhoven

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

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Audiobeitrag

Wenn Sie auf die erste Taste von links klicken, hören Sie den Audiobeitrag unseres Korrespondenten Michael S. Zerban mit Regisseurin Nicola Glück und musikalischem Leiter Stefan Veselka.

 

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Donizetti als Musical

Ist es erlaubt, aus einer Donizetti-Oper wie dem Liebestrank einen Comic oder ein Musical zu machen? In Deutschland ist die Frage allzu rasch mit einem Nein beantwortet. Im europäischen Ausland, speziell in den Niederlanden, sieht man das entspannter. Da bekommt Regisseurin Nicola Glück einen Auftrag von der Opera Zuid, etwa in der Art: Inszenier uns doch mal den Liebestrank von Donizetti, aber frisch, bunt und jugendlich.

Das Erfolgsduo Nicola Glück und Pia Oertel macht sich an die Arbeit. Heraus kommt eine farbensprühende Opera buffa, die keinen Regieeinfall auslässt, oftmals an die Grenzen des Slapsticks geht und das Publikum begeistert. Hier wird nicht gegeizt, sondern das Füllhorn der Möglichkeiten ausgeschüttet. Oertel stellt ein dreistöckiges Gerüst auf die Bühne, in dessen Mitte noch eine Tribüne Platz findet. Davor, darauf, dahinter findet die pralle Handlung statt, die für den deutschen Geschmack oftmals über die Stränge schlägt, das niederländische Publikum jedoch begeistert und für (auch schon mal verfrühten) Szenenapplaus sorgt. Silikonperücken und bunte Kostüme mit grafischen Elementen schaffen eine völlig neue Welt, die weit von jeder Donizetti-in-deutsch-Aufführung entfernt ist. Wer käme auch schon auf die Idee, den Damen des Chores einen Minirock in den bundesdeutschen Farben über die Leggins zu legen? In Eindhoven ist es orangefarbener Tüll. Den Schauplatz vom Marktplatz in die Boxbude einer amerikanischen Highschool zu verlegen, ist dann nur noch ein kleiner Schritt.

Für Darstellerinnen und Darsteller eine harte Entscheidung. Sie sind ständig in Bewegung, müssen in den unmöglichsten Positionen ihre Partien singen und dabei das Ganze auch noch natürlich-künstlich aussehen lassen. Andrea Giovannini führt den Nemorino haarscharf an der Lächerlichkeit vorbei, verleiht seinem Tenor Flügel und damit eine unglaubliche Spannweite. Da ist nichts angestrengt, die Leichtigkeit siegt. Auf demselben Niveau bewegt sich Kim Savelsbergh als Adina. Ihr Sopran ist klangrein, ein Spiel mit der Stimme statt künstlerischer Bemühtheit. Die Koloraturen gehen ihr mit einer Natürlichkeit, ja, von der Seele, dass es eine Freude ist. Die Rolle des Belcore verlangt Willem de Vries schauspielerisch wie stimmlich eine Menge ab. Er meistert das, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt. Piotr Micinski in der Rolle des Dulcamara versteigt sich anfangs in einen altertümlichen Bariton, ehe er sich fängt und das Geschehen mit souverän-moderater Stimme nach vorne treibt. Lediglich Fenna Ograjensek bleibt als Giannetta – man traut sich kaum, bei dieser Aufführung das Wort in den Mund zu nehmen – etwas farblos.

Stefan Veselka vergnügt sich mit dem Brabant Orchester. Da wird den Sängerinnen und Sängern ausreichend Platz gelassen, differenziert und scheinbar mühelos bis auf den Ton genau die Musik Donizettis zelebriert. Der Südliche Theaterchor versprüht Lebenslust und Spaß an seiner Arbeit.

Dieser Spaß, die Leichtigkeit sind Resultat harter Arbeit. Die wird noch im verklingenden Rotlicht der Dauerkussszene im Schlussbild vom Publikum mit stehenden Ovationen belohnt. L’elisir d’amore ist in Eindhoven ein großer Publikumserfolg und wird anschließend durch die Niederlande touren. Glück und Oertel verabschieden sich mit der Gewissheit, dass der Auftrag zu 120 Prozent erfüllt ist.

Michael S. Zerban








Fotos: Morten de Boer