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Fakten zur Aufführung 

SALOME
(Richard Strauss)
10. April 2011 (Premiere)

Theater Erfurt


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Im Angesicht des unwirtlichen Monds

Das Orchester sitzt „quer“ zum Publikum auf der Bühne; auf einer Brücke ist Narraboth zu sehen; im Hintergrund die Video-Installation des Mondes mit Kratern, freien Flächen wechselnd vom aschgrauen Mondlicht zur magischen Beleuchtung; Akteure tauchen aus dem dunklen Hintergrund auf; sie kommunizieren auf der Vorderbühne.

Berthold Warnecke und Christiane Küppers konzipieren ein düsteres Ambiente für eine atmosphärisch dichte „halbszenische“ Salome.

Die Akteure lassen sich auf diese Situationen ein, nehmen die geschaffene Stimmung auf, identifizieren sich mit den dargestellten „Rollen“.

Ruth Maria Nicolay singt die Salome sehr diszipliniert über die mörderisch lange Strecke, beweist ihre Fähigkeit kalkulierten Einsatzes ihrer wunderbaren stimmlichen Möglichkeiten, entwickelt eine abwartende Salome und gibt den Schlussmonolog eher nachdenklich als furios.

Wolfgang Newerlas Jochanaan ist der glaubenssichere Prophet, statisch agierend, Glaubenssätze demonstrativ „deklamierend“ – mit zuverlässig strömenden Bass-Bariton.

Robert Wörle gibt dem Herodes aasigen Charakter, intoniert perfekt in den kritisch-doppeldeutigen Phasen, wird zum ambivalenten „Lebemann“.

Stephanie Müthers Herodias ist die „spinnöse“ Mutter – unterstreicht diesen Charakter mit gekonnten stimmlichen Ausbrüchen in den aggressiven Höhen.

Richard Carluccis leidenschaftlich präsentierter Narraboth; Carolina Krogius mit hell-klarem Timbre als Page; Jörg Rathmann als exaltierter Jude; Vazgen Ghazaryan mit kalmierendem Bass als 1. Nazarener; Máté Sólyom-Nagy mit sonorem Bas: Sie stehen für die enorme Kompetenz des Erfurter Ensembles!

Walter E. Gugerbauer leitet das riesige Ensemble von Philharmonischem Orchester Erfurt und der Thüringen Philharmonie Gotha zu einem opulenten Strauss-Klang: fein austariert die Instrumentengruppen (überaus lobenswert die Blechbläser mit ihren diffizilen Aufgaben!) in ihrer Kommunikation, in der Dynamik spannungsgeladen, die Tempi der sich entwickelnden Handlung angemessen, mit kreativer Unterstützung der Sänger – vor allem: schwelgend in den überwältigenden Tutti, dann wieder Dissonanzen dramatisch herausarbeitend!

Wolfgang Rauschning erfindet eine emotional inspirierende Video-Projektion mit einem „kommunizierenden“ Mond, mit wehenden Wolken und einem zerplatzenden Sternenhimmel – hoch artifiziell, doch im peripheren Eindruck von großer assoziativer Kraft.

Das permanent aufmerksame Erfurter Publikum akzeptiert die ungewöhnlich-intensive Darbietung und spendet begeisterten Applaus!

Franz R. Stuke

 





Fotos: Lutz Edelhoff