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Fakten zur Aufführung 

OPER AUF DEM LANDE
2. Juli 2011 (Premiere)

Rittergut Eckerde

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Große Gefühle in der Scheune

Seit 2008 gibt es die Oper auf dem Lande, und sie ist in der kurzen Zeit zu einer festen Institution geworden. Ausverkaufte Veranstaltungen sprechen dafür ebenso wie die fruchtbare Zusammenarbeit der daran beteiligten Institutionen. Die Stiftung Edelhof aus Hannover kümmert sich wesentlich um die finanzielle Ausstattung, die Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover, im besonderen die Professorinnen Carol Richardson-Smith und Charlotte Lehmann liefern das sängerische Personal, die Familie von Heimburg stellt ihr prachtvolles Anwesen als traumhaft-romantische Kulisse zur Verfügung – und über allem steht Hannovers früherer Opernintendant Hans-Peter Lehmann als unermüdlicher spiritus rector. Er hat die Oper auf dem Lande als Projekt für Studierende, die an der Schwelle zwischen Studium und Beruf stehen, entwickelt – und die Region Hannover abseits der großen Zentren um eine kulturelle Perle bereichert.

Nach zwei ersten Jahren mit Mozarts Werken im Mittelpunkt und einer zauberhaften Mitsommernachtstraum-Revue zwischen Britten, Shakespeare und Otto Nicolai im vergangenen Jahr sollte nun in diesem Sommer ursprünglich Albert Lortzing, explizit sein Wildschütz im Fokus stehen. Das Projekt musste jedoch auf nächstes Jahr verschoben werden, und stattdessen wurde Ein Fest bei Prinz Orlofsky gefeiert. Musikalisch war das zugleich ein Fest von Mozart bis Tschaikowsky, von Karl Millöcker bis Johann Strauß.

Hans-Peter Lehmann, der den an diesem Nachmittag viel beschworenen Palast der Gefühle, die Oper, gewohnt charmant moderierte, hat mit den jungen Sängerinnen und Sängern einen bunten Strauß quer durch die Operngeschichte zusammengestellt, der das schier endlose Spektrum an Gefühlen, für die die unmögliche Kunstform Oper steht, zeigen sollte. Das verpackte der souveräne Regisseur Lehmann in eine durch die Ausschnitte aus so vielen verschiedenen Werke szenisch zwar nicht durchgehend stringente, aber gleichwohl vitale und sehr farbenfroh anzusehende Revue. Passende Kostüme dazu gab es als Leihgabe vom Staatstheater Hannover, der Klosterbühne Wennigsen und der Deister Freilichtbühne.

Musikalisch geriet dieser gutgelaunte Nachmittag ebenso schwungvoll. Bewährte Oper-auf-dem-Lande-Mitglieder wie der Bariton Dietmar Sander, der u. a. als Papageno und Don Giovanni auftrat, und Heinz Maraun, früheres Urgestein des hannoverschen Staatsopernchores, der vor allem als Oberst Ollendorf aus dem Bettelstudent eine köstliche Charakterstudie lieferte, waren ebenso dabei wie Studenten. Maximiliane Schünemann, Sopran, und Camilla Lehmeier, Mezzo, sowie der Tenor Oleg Sopunov. Sie sorgten als Ännchen und Susanna, als Carmen und Cherubino und als Tamino und Lenski für die gefühlsgeladenen Highlights des Repertoires. Am E-Piano war ihnen allen Johannes Nies ein aufmerksamer und souveräner Begleiter.

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass im zweiten, konzertanten Teil des Nachmittags das in jeder Hinsicht famose Canorus-Quintett auftrat. Das Holzbläserensemble aus Studenten der hannoverschen Hochschule und der Hochschule in Weimar spielte nicht nur ebenso unbekannte wie musikalisch reizvolle Literatur für Bläserquintett, sondern begleitete Maximiliane Schünemann und Camilla Lehmeier zum Abschluss mit einer Bearbeitung des Abendsegens aus Hänsel und Gretel.

Schade war, dass wegen des schlechten Wetters nicht der wunderschöne Landschaftspark des Ritterguts, sondern eben die zur Veranstaltungshalle umgebaute Scheune als doch weniger zauberhafter Spielort genügen musste. Petrus‘ Launen sind eben auch große Gefühle, zumindest insofern passte diese Lösung zum Thema. Und dem Publikum hat’s trotz allem sehr gut gefallen.

Christian Schütte