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Fakten zur Aufführung 

DER SCHAUSPIELDIREKTOR
(Wolfgang Amadeus Mozart)
21. Januar 2012
(Premiere)

Tonhalle Düsseldorf


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Große Musiker für ein kleines Libretto

Die Öffentlichkeitsarbeit ist von Anfang an ein Fiasko, die Eintrittspreise sind in schwindelnde Höhen geschraubt und die beiden ersten geplanten Aufführungen in Kiel und Lübeck werden mangels Masse abgesagt. Darüber berichten die Medien ausführlich im Vorfeld der nunmehr unversehens zur Premiere geratenen Aufführung in Düsseldorf. Auch das hilft nicht. Kaum mehr als 600 Karten werden für die Veranstaltung verkauft, dafür öffnet die Tonhalle gar nicht erst den Rang, und im Parkett bleiben viele Sitze leer.

Gekommen sind wohl überwiegend Harald-Schmidt-Fans. Die verstehen nicht so recht, wie ihnen geschieht, und manch einer macht seinem Ärger in der Pause Luft. Da hat das Publikum eine Dreiviertelstunde Sinfonisches von Henri-Joseph Rigel und Ludwig van Beethoven hinter sich. Gewiss: Unter der Leitung von Martin Sandhoff spielt das Concerto Köln, eines der führenden Ensembles im Bereich der historischen Aufführungspraxis, begeisternd und mit einer wunderbaren Leichtigkeit, die selbst die Konzertungeübten zwischen den Sätzen zu Applaus hinreißt.

Aber eigentlich ist man ja wegen Harald Schmidt gekommen. Der tritt gemeinsam mit Julia Bauer, Yeree Suh und Daniel Johannsen auf – und setzt sich erst mal, um den herrlich präsentierten Klängen der Mozartschen Ouvertüre zu lauschen.

„Ich bin hier für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und vertrete den Schauspieldirektor“, eröffnet Alleskönner Schmidt endlich seinen Vortrag, nachdem er mit einer Mappe vor das Orchester getreten ist. Die Texte habe er selbst verfasst, hieß es im Vorfeld. So ganz glauben mag man das nicht. Zwar berichtet er kenntnis- und pointenreich aus dem Theaterleben, was man ihm als gelerntem Schauspieler noch abnehmen könnte. Auch ein paar Seitenhiebe auf Schickedanz und Wulff sind drin. Dass er den Text ablesen, in seinen Pausen nachlesen muss und sich dann noch verhaspelt, zeugt allerdings nicht nur von schlechter Vorbereitung. Kaum mehr als eine halbe Stunde währt sein Vortrag, inklusive Anmoderation der SängerInnen. Für einen geübten und sein Publikum ernst nehmenden Conférencier sollte es ein Leichtes sein, den Text auswendig zu rezitieren. Zu allem Überfluss hat er dann noch zu verkünden, dass der Tenor Julian Prégardien aus Krankheitsgründen im letzten Moment noch durch Daniel Johannsen ersetzt werden musste. Der singt dann leider nicht vom Blatt, sondern überwiegend ins Blatt, was in der ohnehin schwierigen Gesangsakustik der Tonhalle schon mal zu völliger Unverständlichkeit führt.

Zu den Höhepunkten des Abends gehören die kurzen Gesangsauftritte von Julia Bauer und Yeree Suh, die ihre Soprane um die Wette erschallen lassen. Als Meisterinnen ihres Fachs vermitteln sie den Spaß des Sängerinnenwettstreits mit Ironie und Humor.

Die Applausordnung wird abschließend auf der Bühne besprochen, ein wenig improvisiert und rundet den Gesamteindruck ab. Die Zugabe des Concerto Köln stimmt versöhnlich. Das Publikum klatscht brav.

Michael S. Zerban

Fotos: Sat1, Florian Profitlich