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Fakten zur Aufführung 

KÖNIGIN DER NACHT - GLORIOUS
(Peter Quilter)
25. November 2011
(Premiere am 2. November 2011)

Komödie Düsseldorf

Points of Honor                      

Musik

Gesang

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Tragische Liebe zum Gesang

Man weiß es nicht biografisch genau: Da ist die reiche Erbin Florence Foster Jenkins, sie singt Bravour-Arien mit überbordender Leidenschaft und völlig unzulänglicher Gesangskunst ihr Leben lang vor schleimerisch zustimmenden Freunden. Höhepunkt: Ein Konzert in der New Yorker Carnegie  Hall 1944 im Alter von 76 Jahren – mitleidlos präsentiert als Objekt brüllenden Amusements!

Peter Quilter entwickelte aus dieser schrillen Biografie 2005 eine Komödie im Stil des englischen Boulevard-Theaters – allerdings ohne den Ayckbourne-Esprit, dafür mit viel Häme für das Objekt affirmativer Unterhaltung.

In der Düsseldorfer Komödie rekonstruiert Martin Woelffer die vorgegebenen Inszenierungsvorgaben. In Julia Hattsteins genre-typischem 50er-Jahre-Interieur entwickelt sich ein Tür-auf-Tür-zu-hin-und-her – mit der unglückseligen Florence als Fokus. Gnadenlos wird diese Träumerin als leicht irre vorgeführt, wird an den unterschwelligen platten Humor des Publikums appelliert: Das wäre schwer zu ertragen... 

Wenn da nicht mit Johanna von Koczian eine grande dame des Theaters auf der Bühne stände:

Ihre Florence ruht in sich selbst, lebt in ihrem Traum der klassischen Opern-Musik – die sie in ihrer emotionalen Kraft verinnerlicht hat, aber in übergroßer Freude nicht adäquat interpretieren kann. Selbst-Kritik findet nicht statt, ihr eigener Gesang wird zum Bären-Dienst an der geliebten Musik.

Johanna von Koczian unternimmt das schier unmögliche Unterfangen, sowohl die Leidenschaften zur Musik als auch deren dilettantische Umsetzung zu vermitteln.

Doch es gelingen tragische Passagen herzerweichend- unvollkommenen Nachvollziehens mit einer Stimme, die zwischen der Attitüde gebrochenen Alters-Soprans und grellen Diskanten virtuos wechselt. Adele, Tosca, Agathe und Königin der Nacht werden zu leidenschaftliche Ausbrüchen „falschen“ Gesangs, musikalisch perfekt Tempi und Rhythmen karikierend!

Horst Maria Herz begleitet als irritierter Cosme McMoon am Flügel und kommentiert am Ende das tragische Ableben der Florence, Anton Rattinger gibt einen gravitätisch-bestätigenden Freund; Ute Willing ist die zickige Freundin Dorothy; Martina Mann verkörpert eine aggressive Feministin Ms Verindah-Gedge; und der munteren Vanessa Perez Martinez bleibt die peinliche Lachnummer der mexikanischen Hausgehilfin Maria.

Das Publikum in der Komödie amüsiert sich wie Bolle, geht mit, hat viel Anlass zu Kommentaren und staunt ob Johanna von Koczians Stimm-Eruptionen!

Franz R. Stuke






 
Fotos: Komödie Düsseldorf