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Fakten zur Aufführung 

ENCORE
(Eugénie Rebetez)
29. September 2013
(Gastspiel)

Tanzhaus NRW


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An der Grenze

Mit einem schwarzen Hängerchen und einer schwarzen Unterhose bekleidet – das Ganze als Kostüm bezeichnet und von Katharina Schmid verantwortet – tritt Eugénie Rebetez im Tanzhaus NRW auf. Der Hintergrund ist schwarz abgehängt. Auf der Bühne ein Fahrgestell, das an eine fahrbare Tafel erinnert, aber mit Stoff umkleidet ist. Dahinter zaubert die Künstlerin ihre Requisiten hervor: Einen weißen Stuhl, einen Mikrofonständer, einen roten Teppich, ein paar weiße, illuminierte Bauelemente. Einen Sitzball. Einen weiß-silbernen Blazer und schließlich ein Paar Rollschuhe.

Rebetez gilt als eine der zurzeit interessantesten Bühnenkünstlerinnen der Schweiz, so ist zu lesen. Die aus dem Jura stammende Schweizerin studierte zeitgenössischen Tanz an der Kunsthochschule ArtEZ im niederländischen Arnheim. Für ihr erstes eigenes Programm Gina erhielt sie in diesem Jahr als erste Tänzerin und Choreografin den Schweizer Kleinkunstpreis. Mit dem Stück trat sie bereits mehr als 45 Mal in der Schweiz und in Frankreich auf. Jetzt präsentiert sie im Tanzhaus NRW ihr neues Programm Encore, was nicht nur „noch mal“, sondern auch „Zugabe“ heißt.

Es geht gleich rasant los. Mit wehenden Haaren rennt die Künstlerin über die Bühne, ehe sie zu einem Mikrofon greift und das Publikum begrüßt. Wie heißt es so schön: Wer in der ersten Reihe sitzt, hat verloren. So geht es auch dem Gast Thomas, der persönlich begrüßt wird und fortan als Matteck immer wieder angespielt wird. Angeflirtet, angeschmachtet oder auch mal angeschmollt. Sie gibt sich tabulos, nimmt sich selbst permanent auf die Schippe und lässt auch keinen Respekt vor den Allüren der „Stars“ gelten. „Jedes Mal, wenn ich auf der Bühne stehe, fühlt es sich so an, als ob mein Leben auf dem Spiel stünde. Ich bin eine grundehrliche Lügnerin und liebe es, die Menschen zum Träumen zu bringen. Ich will im bekannten Olympia in Paris auftreten – und in Las Vegas, mit Céline Dion im Vorprogramm“, sagt die Tänzerin.

In ihrer One-Woman-Show, die eine Stunde wie im Flug vergehen lässt, mischt sie sämtliche Elemente des Musiktheaters mit den Stilmitteln zeitgenössischen Tanzes. Dass grazile Gesten und Anmut in der Vorstellung des Zuschauers nicht zwingend mit ihrem Körperbau korrespondieren, ficht Rebetez nicht an. Dabei wirkt sie clownesk nur dann, wenn sie es auch sein will. Nach der Stunde, in der man gestaunt und sich amüsiert, aber oftmals auch gefragt hat, ob man die dargestellte Erotik so erleben will, schließt Eugénie Rebetez, wie es sich für ein Programm dieses Namens gehört, mit einer Zugabe. Ein selbstkomponiertes Heimatlied auf Französisch, in dem viel von Heimaterde die Rede ist. Es klingt hübsch und reicht dem Publikum dann auch, das bis dahin mit vielen Lachern und Applaus dem Programm gefolgt ist. Der letzte Funke ist an diesem Abend nicht übergesprungen. Ob die Kunstfigur Gina der Eugénie Rebetez über den Tag hinaus reicht, wird man sehen müssen.

Michael S. Zerban

 

Fotos: Augustin Rebetez