Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

LA FILLE DU RÉGIMENT
(Gaetano Donizetti)
21. April 2011 (Wiederaufnahme)
(Premiere: 23. Januar 2000)

Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Dickes, buntes Theater

Die Duisburger Regimentstochter aus dem Jahr 2000 wurde auch bei ihrer Wiederaufnahme geprägt von den übergroßen Formen und Farben Fernando Boteros. Beherrschend im toll anzuschauenden Bühnenbild war die große Figur einer dicken Dame, die auch für unfreiwilliges Vergnügen sorgte, als sie leicht mitschunkelte, während Marie auf ihrem Sockel ihre Hymne an das Regiment anstimmte. Auch die Figuren inklusive des Chores waren alle in etwas fülligere Kostüme gepackt worden, als wolle man dem Schlankheitswahn mancher Models eine Absage erteilen. Die dick aufgetragene Schminke und die ebenso übergroße Gestik bestätigte die Eindrücke: Die ganze Oper war nichts anderes als großes, pralles Theater im Stile eines Komödiantenstadls. Besonders die Travestie-Figur der Duchesse de Crakentorp unterstrich das noch zusätzlich: Bruce Rankin spielte ebenso wie die anderen kleinen Rollen auch beim Verbeugen seine Rolle weiter, was auf die Dauer einen ermüdenden Effekt hatte.

Als Kontrast zu diesen dicken Figuren waren die schlanken Stimmen von Anett Fritsch und Hans Ever Mogollon sehr passend gewählt worden. Gerade aber bei dem Tenor, der sehr kultiviert sang, vermisste man die Farben von Botero. Hier klang alles doch sehr uniform und zudem auch noch etwas eng und leise. Seine neun hohen C's in „Pour mon ame“ traf er ohne Probleme, aber der enthusiastische Effekt der Arie blieb aus. Anett Fritsch war in der Rolle der Marie in Duisburg bestens aufgehoben. Auch wenn ihre Gestalt etwas voluminöser ausfiel als normal, behielt sie trotz allen burschikoser Anflügen des Soldatenlebens immer noch eine feminine Ausstrahlung, so dass die Liebesgeschichte zwischen ihr und Toni noch glaubwürdig war. Vielleicht war sie stimmlich noch etwas gehemmt durch ihre Premieren-Nervosität, doch man hörte und sah den Spaß an der Rolle und vor allem ihr großes Talent, das ihr wunderschöner Sopran ausstrahlte. Ihre beiden großen Arien im ersten und zweiten Akt waren ein Musterbeispiel für die schön lyrische Gesangkunst, die zu rühren vermochte. Das Auftrittsduett mit dem grandiosen Bruno Balmelli als Sulpice meisterten beide mit komödiantischer Sicherheit.

Auch das übrige Ensembles spielte und sang überzeugend, und gerade dem Männerchor der Deutschen Oper am Rhein (Einstudierung Gerhard Michalski) muss man für seinen engagierten Einsatz die höchsten Komplimente machen. Martialisch markant, aber nie grobschlächtig sangen sie sich zu den Hauptrollen in die erste Reihe. Trotzdem sprang der Funke irgendwie nie ganz auf ein doch etwas müde wirkendes Publikum über. Daran konnte auch das elegant federnde Dirigat von Rainer Mühlbach nichts ändern. Die ländliche Einleitung der Ouvertüre geriet noch etwas sehr eckig, dann bekamen die Duisburger Philharmoniker zunehmend den richtigen Drive und gerade bei den Flöten und Streichern waren funkelnde Details zu hören. Mühlbach fand genau die richtige Balance zwischen Begleitung und instrumentalen Akzenten. Lediglich das Orchester spielte immer eine Spur zu laut.

In der Regie von Emilio Sagi fehlten dagegen einfach gerade im ersten Akt gezielte Impulse, um das spielfreudige Ensemble noch mehr zu fordern. Etwas spritziger geriet der zweite Akt mit einer überdrehten Gesangsprobe der Marie. Für Heiterkeit sorgte auch, dass Soldaten im Hintergrund die Maße der dicken Statue nahmen, die man durch das Salon-Fenster nun von hinten sah, damit man sie fürs Finale in Soldaten-Uniform einhüllen konnte. Die größten Lacher ernteten aber die Namen der Hochzeitsgesellschaft: Da trafen neben Tosca und Cavaradossi auch die Schwestern Fiordiligi und Dorabella ein und ein gewisser Prinz William und seine Braut Kate Middleton.

Christoph Broermann

 







 
Fotos: Deutsche Oper am Rhein