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Fakten zur Aufführung 

DIE DREIGROSCHENOPER
(Kurt Weill/Bertolt Brecht)
2. April 2011
(Premiere: 3. Dezember 2010)

Schauspielhaus Dortmund


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Episch-realistische Show

Es ist ein einigermaßen irritierender Abend: Da werden existentielle Dialoge „episch“ vorgetragen, da gibt es einen „naturalistischen“ Zicken-Kampf zwischen Polly und Lucy; da wird „verfremdend“ Brecht gesprochen, aber wenig imaginativ Weill gesungen; da prallen radikale Theorie und unterhaltungssuchende Show unentschieden aufeinander.

Martin Nimz hat offensichtlich Probleme, mit der Dialektik des Weill/Brecht-Stücks fertig zu werden, findet zu keiner überzeugenden Lösung – wenn es denn um die Korrumpierbarkeit des (aktuellen) Kleinbürgertums geht: dann fehlt da schlicht die analytische Konsistenz.

Ulrike Siegrists Bühne präsentiert einen abstrakten, schräg gestellten Manegenring, der auf der Drehbühne zum realistischen Puff wird. Die Kostüme von Ricarda Knödler verweisen auf den aktuellen Trend – Sibylle Stucks Licht-Kunst rettet, was zu retten ist.

Die Musiker unter Paul Wallfisch lassen einen temporeichen Weill hören, sind aber mehr am Genre emotionalisierender Film-Musik orientiert als der kommentierenden Epik – es fehlt einfach die dialektische Distanz zu den erzeugten Klängen.

Axel Holst gibt einen angemessen zynischen Mackie Messer; Uwe Rohbeck ist ein schleimiger Peachum; Uta Holst-Ziegelers Celia beeindruckt mit weiblicher Trunkenheits-Darstellung; Bettina Lieders niedlich-kämpferische Polly nimmt das Publikum für sich ein; Luise Heyers Lucy ist die schrille „Schlampe“; und Christoph Jöde zelebriert einen korrupten Polizeichef Brown - sie artikulieren sich musikalisch achtbar, lassen aber den subversiven Weill-Sound nur ansatzweise anklingen.

Das Dortmunder Schauspiel-Publikum folgt dem Geschehen hoch interessiert, reagiert auf die sparsamen aktuellen Verweise spontan – akzeptiert das eigentlich gesellschaftskritische Jahrhundertwerk schlussendlich als „Theater-Show“.

Franz R. Stuke

 







 Fotos: Birgit Hupfeld