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Fakten zur Aufführung 

DER MOND
(Carl Orff)
3. März 2012
(Premiere)

Staatstheater Darmstadt


Points of Honor                      

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Der Mond ist aufgegangen

Für den Hausherrn John Dew ist Carl Orff neben Benjamin Britten der wichtigste Komponist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Egal, ob man diese Bewertung für richtig hält, eines ist sicher: Der Intendant und Regisseur, gerade mit dem Orff-Preis geehrt, macht das Staatstheater Darmstadt zu einer bemerkenswerten Stätte der Orff-Pflege. Die Märchenoper Der Mond, soeben in einer sinnfälligen Aufführung zu erleben, ist dafür ein schöner Beleg.

Vier Handwerksburschen entdecken im Nachbarland einen Mond, den sie klauen und in ihrer dunklen Heimat an die Eiche hängen. Das gefällt, denn jetzt kann man, wenn schon die Sonne fehlt, recht angenehm existieren. Doch  nacheinander sterben die vier Burschen und jeder nimmt ein Viertel seiner Beute mit ins Grab. Dumm gelaufen, dafür erwacht jetzt das Totenreich zu fröhlich-lautstarkem Leben. Was wiederum einen gewissen Petrus auf den Plan ruft, der oben im Himmel residiert und unten nach dem Rechten schaut. Ende gut, alles gut, denn die Toten kehren wieder in ihre Särge zurück, und am Bühnenhimmel darf der Mond seinen geborgten Schein über die Erde streuen. Alles im Lot, das Weltgetriebe kann störungsfrei ineinander greifen.

Das Inszenierungsteam um John Dew mit dem Bühnengestalter Heinz Balthes, dem Kostümdesigner José-Manuel Vázques und der Choreographin Anthoula Papadakis gerät nicht in Versuchung, ein Werk, das 1939 uraufgeführt worden ist, auf verdeckte politische Botschaften zu entschlüsseln, sondern erzählt eine komische Geschichte. Skurril, witzig, komödiantisch und entwirft damit ein eigenes Universum. Das Personal, schon deswegen interessant, weil Orff auf weibliche Solostimmen gänzlich verzichtet, kommt als Truppe von Wichtel-Heinzelmännchen daher. Wie aus dem Märchenbuch, Zipfelmützen und Bauernkittel inklusive. Aus dem Dunkel der Bühne erhebt sich ein enges Fachwerkhäuschen, vermutlich die Gaststube „Zur Traube“. Die Handwerksburschen, verkörpert von Thomas Mehnert, David Pichlmaier, Peter Koppelmann und Florian Götz, singen fröhlich und vollführen komische Körperpantomime zum musikalischen Rhythmus, den Lukas Beikircher am Pult mit dem Staatsorchester Darmstadt vorgibt. In klangbewusster Konzentration auf die elementare Musiksprache von Carl Orff und rhythmisch geschärft, aber nicht immer exakt mit den Chorszenen. Kinderchor und Staatstheaterchor werden von Markus Baisch einstudiert.

Im sternglitzernden Zaubermantel führt „der Erzähler“ durch den kurzweiligen und mit 90 Minuten angenehm kompakten Opernabend. Lasse Penttinen überzeugt dabei mit samtweich geführtem lyrischen Tenor, während Petrus mit Monte Jaffe unter der Last seiner Himmel, Erde und Unterwelt verbindenden Verantwortung schon leicht ermattet wirkt. Werner Volker Meyer, Malte Godglück  und Marc Pierre Liebermann finden als Bauer, Schultheiß und Wirt in kleineren Partien ihr Orff-Glück. Die kleine Olga Lavrentieva darf den Mond am Himmel entdecken, und ihr Staunen teilt sich dem Premierenpublikum mit, das mit herzlichem, aber kurzem Beifall ein Werk goutiert, das noch keine Patina angesetzt hat.

Eckhard Britsch







Fotos: Barbara Aumüller