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Fakten zur Aufführung 

MADAMA BUTTERFLY
(Giacomo Puccini)
29. Juni 2012
(Premiere am 16. Juni 2012)

Staatstheater Darmstadt


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So viel Herzeleid

Zart und duftig hat Bühnenbildner Heinz Balthes die „japanischen“ Schiebewände gestaltet, die – je nach Bedarf – häusliche Nähe oder Landschaftsferne bis hin zum Blick auf den mächtigen Kreuzer „Abraham Lincoln“ freigeben. Innerhalb dieses zauberhaften Rahmens, einschließlich der geschmackvollen Kostüme von José-Manuel Vázquez, schafft Regisseur und Intendant John Dew am Staatstheater Darmstadt ein intimes, höchst anrührendes Seelendrama um die Geisha Cio-Cio-San, genannt Madame Butterfly, die vor lauter Sehnsucht nach Liebe und einer Befreiung aus der Teehaus-Enge an den Falschen gerät: Marineleutnant Pinkerton, der Liebe vorgaukelt, wo ihm doch nur ein flüchtiges Abenteuer vorschwebt, wie er es in jedem Hafen erhofft, den sein Kriegsschiff ansteuert. Denn Yankees scheren sich nicht um kulturelle Unterschiede und Identitäten. Warnungen schlägt er in den Wind, und wenn am Ende seine Geliebte sich entleibt, rennt er davon.

Natürlich vor der Verantwortung, so suggeriert es die Personenführung, denn John Dew zeigt den Pinkerton als schwachen Typen, dem allenfalls die schneeweiße Uniform Statur gibt. Arturo Martín singt ihn mit tenoralem Schmelz und sicher angesteuerten Höhen, durchaus für sich einnehmend in der Gestaltung der Gesangslinie. Doch deutlich übertrumpft wird er von der Titelfigur, die von Susanne Serfling hinreißend in Herzeleid und Würde, im sehnsüchtigen Hoffen und unendlichem Schmerz dargestellt wird; ihr Sopran atmet und schwingt und nuanciert die seelischen Facetten, die so einem jungen, verblendeten Mädchen zu eigen sein mögen. Eine große Partiegestaltung.

Doch auch die anderen Sänger bestehen, vor allem Malte Godglück mit sauber durchgestyltem Bariton als Konsul Sharpless und Erica Brookhyser mit warm timbrierter Altstimme als Suzuki. Die kleinen Partien sind in der Ensemblebesetzung sehr gut aufgehoben. GMD Martin Lukas Meister legt mit  dem Staatsorchester Darmstadt Wert auf klanglich sehr genau ausgemalte Details, um die subtilen Regungen der Figuren plastisch erfahrbar zu machen. Das gelingt meist sehr schön und dinglich, an einigen Stellen scheint sich Meister aber darin zu verlieren, so dass der große Bogen verloren geht. Tüchtig aufgestellt ist der von Markus Baisch einstudierte Chor.

Vom Enfant terrible zum abgeklärten Altmeister, so könnte der künstlerische Weg des Regisseurs John Dew beschrieben werden. Er selbst wäre mit dieser Einschätzung sicher nicht einverstanden. Sehr einverstanden aber ist das Darmstädter Publikum mit diesem szenisch sehr schön aufbereiteten und musikalisch gut aufgestellten Puccini.

Eckhard Britsch

 

Fotos: Barbara Aumüller