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Fakten zur Aufführung 

DIE MACHT DES SCHICKSALS
(Giuseppe Verdi)
20. Oktober 2012
(Premiere)

Staatstheater Darmstadt


Points of Honor                      

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Blutiges Selbstmitleid

Warum kommen sie nicht zusammen, die Hauptfiguren, wo doch alles so schön sein könnte? Dafür gibt es mehrere Gründe. Einer davon: In einem Musikdrama hat es tragisch auszugehen. Ein anderer: In Verdis Macht des Schicksals ergehen sich Don Alvaro und Donna Leonora egozentrisch in Selbstmitleid, und auch Don Carlo kommt aus seiner Rächer-Haut nicht heraus. An diesem Punkt scheint die Inszenierung von René Zisterer am Staatstheater Darmstadt einzusetzen, denn er fokussiert die Personen auf ihre Vereinsamung, auf ihre seelische Einengung, auf ihre Introspektion. Das passt weitgehend, zumal Maria-Elena Amos eine karg-geometrisch gegliederte Bühne bereitstellt, deren schwarze Rahmung nur durch gelegentliche Lichtstreifen – senkrechte Tür oder Kreuz oder Hoffnungsschimmer – gegliedert wird.

Das lenkt Blick und Ohr automatisch aufs musikalische Geschehen, zumal die Szenen Feldlager und Lazarett recht konventionell ausfallen. Martin Lukas Meister führt das Staatsorchester Darmstadt, das erfreulicherweise wieder frischer und motivierter wirkt als während der Krise am Haus, sehr strukturiert und detailfreudig. Die Ouvertüre ist an Durchdringung und suggestiver Ausarbeitung kaum zu überbieten. Die Kommunikation zwischen Bühne und Graben erscheint von selbstverständlicher Übereinstimmung, allenfalls die letzte Power und Gewalt könnten phasenweise vermisst werden.

Barbara Dobrzanska „lebt“ die liebende, aber von Zweifeln verfolgte Donna Leonora. Die dramatische Schärfung ihrer Sopranstimme zeichnet alle Emotionen dieser Figur nach. Olaf Sigurdarson aber erringt am Premierenabend die Sängerpalme, denn Kraft und Ausdruck aus edlem Bariton-Timbre heraus lassen den Don Carlo plastisch hervortreten: in seiner gekränkten Würde, in seiner unbeugsamen Wut, die aus verquerer Familienehre heraus entsteht. Denn Papa Marchese - der Bass von Stephan Bootz wirkt etwas blass - wurde versehentlich Opfer einer verirrten Kugel aus der Pistole des Don Alvaro. Joel Montero singt diesen Inka-Abkömmling sehr stabil, und sein Tenor wird im Partieverlauf immer aussagekräftiger. Stéphanie Müther als junge Zigeunerin, Thomas Mehnert als gütiger Padre Guardino und Stefan Stoll als Fra Melitone komplettieren das Ensemble in mittleren Partien. Der Chor in der Einstudierung von Markus Baisch trumpft auf.

Insgesamt eine Produktion, die niemanden sonderlich aufregt, aber keinen verärgern kann. Herzlicher Premierenbeifall.

Eckhard Britsch

Fotos: Barbara Aumüller