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Fakten zur Aufführung 

DER PRINZ VON JEMEN
(Christoph Bornheimer, Jakobine Eisenach, Ben Elsäßer, Jadwiga Frej, Katharina Heinius, Kiavasch Mohammad Nejad Farid, Ada Seelinger, Max Wiest)
22. Mai 2011
(Uraufführung: 9. April 2011)

Staatstheater Darmstadt


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Haben ihre erste Oper komponiert: Kiavash Mohammad Nejad Farid, Jakobine Eisenach und Katharina Heinius.


 

 

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Die neue Oper!

Engagierte, hochbegabte, kooperationsfähige jugendliche „Nachwuchs-Komponisten“ erarbeiten die Partitur einer Oper, arbeiten ein Jahr lang an der adäquaten Umsetzung von exotisch-menschlicher Handlung und den Möglichkeiten musikalischen Ausdrucks existenzieller Gefühle. Sie setzen sich mit ihren eigenen Vorstellungen von Musik auseinander, sie rezipieren epochemachende Opern-Musik, sie entwickeln musikalische Details, reflektieren die Vorgaben des Librettos, „planen“ Instrumentierung und Gesangs-Stimmen. Sie lassen sich ein auf einen hoch anstrengenden Kommunikations-Prozess des gegenseitigen Verstehens – und der Abstimmung mit professionellen Theatermachern: Librettist, Dirigent, Regisseur, Bühnenbildner. Das Ergebnis: Eine variantenreiche Opern-Musik mit differenzierenden Instrumenten, mit emotionalisierenden stimmlichen Passagen, mit bewegendem Wechsel von „lyrischen“ und dramatischen Elementen, mit geheimnisvollen Piano-Reihen und perfekt kalkulierten Crescendi, mit konkretem „Sprechgesang“ und bewegenden melodisch eingängigen Kantilenen – sowohl für Soli als auch für Ensembles.

Unter kundiger Anleitung von Cord Meijering von der Darmstädter Akademie für Tonkunst ist ein Opus entstanden, das weit über anfängerhaftes Collagieren adaptierter „Stile“ hinausgeht, vielmehr mit den souveränen Wechseln von atonalen Strukturen, lustvollen Verweisen auf „klassische“ Vorbilder und sehr eigenen Impressionen ein sehr eigenständiges Werk spielt. Außerordentlich bemerkenswert: Hier wird weder versucht, blutleere „Kompositionstheorie“ umzusetzen, noch der unbegriffenen Intuition freien Lauf zu lassen.

Die bewundernswerte Arbeit der jungen Komponisten orientiert sich vielmehr an den Möglichkeiten des musikalischen Ausdrucks von Emotionen – und antizipiert die reflektierende Aufnahmebereitschaft des Publikums!

Alexander Grubers sehr poetisches Libretto greift ein türkisches Märchen auf, vermittelt im orientalischen Kontext die Gefühlswelten junger liebender Menschen mit den Eruptionen des „Frühlings-Erwachens“ - und erlösendem „happy end“...

Christian von Götz verzichtet auf platte Aktualisierung, kombiniert die Personen der Handlung in kommunikativen Konstellationen, orientiert sich an den musikalischen Vorgaben, ohne das Geschehen intensiv emotional zu intensivieren.

Conrad Moritz Reinhardts Bühnen-Architektur (Alltags-Räume, verbunden durch steile Treppen) schafft szenische Kommunikationsräume, die durch kalkulierte Farb- und Licht-Effekte imaginiert.

Das Staatsorchester Darmstadt ist hoch konzentriert bei der Sache, Ekhart Wycik dirigiert mit hörbarer Empathie, akzentuiert die intendierten Klang-Elemente mit sehr viel Verständnis für die erarbeiteten Vorstellungen und vermittelt den großartigen Eindruck einer professionell erarbeiten Oper.

Die Solisten des Darmstädter Theaters lassen sich uneingeschränkt auf dieses „Opern-Abenteuer“ ein: Aki Hashimoto als pubertierend-sehnsuchtsvolle Prinzessin mit einem bezaubernd variablen Sopran; David Pichlmaier als väterlicher Padischah mit zuverlässiger Intonation; Anja Vincken gibt der Sultanin überzeugend-interpretierende Stimmkultur; Hubert Bischof setzt seinen sonoren Bass als prophetischer Derwisch ein; die in Darmstadt so verehrte Elisabeth Hornung verleiht der Dschemile stimmliche Präsenz; und Lucian Krasznec präsentiert den so ersehnten Prinzen von Jemen überzeugend.

Im voll besetzten Darmstädter Theater versammelt sich ein ungemein interessiertes Publikum: Familien mit kleinen Kindern, die traditionellen Opernbesucher, unvoreingenommene Sucher nach „dem Neuen“: Die Zustimmung ist andauernd während der Aufführung, der Schluss-Applaus ist enthusiastisch!

Geradezu innovativ wäre es, wenn es den Darmstädtern gelingt, diese so eigenständige Oper zur Nach-Produktion einem anderen Theater zu vermitteln.

Franz R. Stuke

John Dew, einleitend zur Uraufführung Der Prinz von Jemen, einer Oper für die ganze Familie von der Kompositionsklasse für Kinder und Jugendliche der Akademie für Tonkunst Darmstadt:

„Wir erwarten hier keinen neuen Don Giovanni. Auch Verdi hat klein angefangen - und wer erinnert sich an sein erstes Werk? Aber diese jungen Menschen haben gelernt zu komponieren: Melodien, Kontrapunkte und sinfonische Sätze zu schreiben.
Hier haben Jugendliche und junge Erwachsene etwas ganz Besonderes geleistet und gerade wenn die Jugend von heute oft als desinteressiert und antriebslos bezeichnet wird, sollten wir anerkennen, wie viel Energie und Arbeit sie in Der Prinz von Jemen investiert haben. So können wir die Jugend an das Theater heranführen und nur so kann es für uns weitergehen.“

 







Fotos: Barbara Aumüller